Frauen stehen lohntechnisch noch immer schlechter da. Camille Perrochet

Unbezahlte Überstunden

«Mann und Frau haben Anspruch auf gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit.» In der Realität ist dieser gesetzliche Grundsatz allerdings noch lange nicht umgesetzt. Auf die Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern macht der Equal Pay Day am 24. Februar 2016 aufmerksam.

Im September 2014 erregte UN-Botschafterin und Schauspielerin Emma Watson mit ihrer Rede zur Gleichberechtigung von Mann und Frau Aufsehen: Der Hashtag #HEFORSHE avancierte zur allseits bekannten und viel geteilten Quintessenz von Watsons Plädoyer. In ihrer Rede appelliert sie nämlich vor allem an die Männer, sich für die Rechte der Frauen stark zu machen und stellt klar, dass dieses Thema auch sie etwas angehe.

Das Interesse an der Thematik verebbte allerdings schnell wieder. Auch wenn den jungen Schweizerinnen und Schweizern Gleichberechtigung heute als Selbstverständlichkeit erscheinen mag, ist sie hinsichtlich der Löhne noch lange nicht gewährleistet. Auf diese Problematik will der Equal Pay Day am 24. Februar 2016 aufmerksam machen. Seit 2009 findet der internationale Aktionstag auf Initiative des Netzwerks «Business and Professional Women» auch in der Schweiz statt. Die Universität Zürich nimmt bereits zum vierten Mal teil.

Das Datum des Equal Pay Day ist dabei nicht zufällig gewählt: Der 24. Februar 2016 markiert den durchschnittlichen Zeitpunkt, bis zu welchem eine Frau zusätzlich arbeiten müsste, um das Jahresgehalt eines Mannes in derselben beruflichen Position zu erwirtschaften. Das bedeutet, dass Frau Müller also 55 Tage länger arbeiten muss als Herr Meier, bis sie gleich viel Geld auf dem Konto hat wie er – obwohl beide denselben Beruf ausüben und die gleichen Qualifikationen aufweisen. Wenn Frauen und Männer mit gleicher Ausbildung und Erfahrung für dieselbe Arbeit unterschiedlich entlöhnt werden, spricht man von Lohndiskriminierung – auch bekannt als «Gender Pay Gap».

Sommaruga: «Sanfter Druck»

Der Bundesrat will das Problem der Lohndiskriminierung nicht durch staatliches Eingreifen beheben, sondern überträgt den Unternehmen selbst die Verantwortung. Trotzdem machte die damalige Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga auf der Medienkonferenz des Bundesrates Ende 2015 deutlich, dass Lohngleichheit «kein Geschenk an die Frauen» sei. Vielmehr hätten sie «laut Verfassung Anspruch auf den gleichen Lohn wie die Männer». Deshalb sollen die Unternehmen in Zukunft alle vier Jahre eine Lohnanalyse inklusive Kontrolle durch eine externe Stelle durchführen lassen und die Ergebnisse anschließend publizieren. Ob dieser, wie Sommaruga sagt, «sanfte Druck» Wirkung zeigt, wird sich zeigen.

Auch an der Universität Zürich wird die Thematik der Lohnungleichheit aufgegriffen. Engagierte Studierende aus unterschiedlichen Studienrichtungen werden am Equal Pay Day an vier Informationsständen Stofftaschen und Informationsprospekte verteilen. Im Fokus steht dabei nicht nur die Aufklärungsarbeit. Dem Organisationskomitee liegt es am Herzen, konkrete Anlaufstellen in Bezug auf Lohnungleichheit aufzuzeigen. Es möchte die Studierende auf allfällige Ungerechtigkeiten im Berufsleben vorbereiten und verweist sie etwa auf Workshops, bei welchen sie konkrete Lösungsvorschläge und Tipps erhalten. Unterstützt wird die Aktion von der Gleichstellungskommission der Universität Zürich. Aber wie sieht es denn an der Universität Zürich aus in Sachen Gender Pay Gap? Die Lohndaten der Angestellten der UZH sind zurzeit leider nicht öffentlich einzusehen. Christiane Löwe, Leiterin der Abteilung Gleichstellung der Universität Zürich, setzt sich allerdings für die Publikation der Daten ein. Auch wenn drastische Lohnunterschiede hauptsächlich in der Privatwirtschaft zu finden sind, wäre es zu begrüßen, wenn die Universität Zürich in punkto Transparenz mit gutem Beispiel voranginge.

Allein auf Instagram ist der Hashtag #HEFORSHE 145´835 Mal benutzt worden. Es scheint, als würden immer mehr Frauen und Männer den Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern wahrnehmen und ein Zeichen setzen wollen. Der Equal Pay Day ist der ideale Zeitpunkt dafür.

Equal Pay Day: 24. Februar 2016. Die Stände des studentischen Organisationskomitees befinden sich im UZH-Hauptgebäude und am Irchel, sowie an den ETH-Standorten Zentrum und Hönggerberg.