Süsse kleine immunschwache Mäuse. Aus dem Katalog des Jackson Laboratory.

Duckmäusertum an der Uni

Während drei Tagen fand an der Uni der «International workshop on humanized mice» statt. Presse war dabei nicht erwünscht.

31. Januar 2016

Die Tische und Stühle im Lichthof sind verschwunden. Stattdessen stehen da, wo eben noch Studierende über ihre Bücher gebrütet, Kaffee getrunken oder auch nur miteinander geschwatzt haben, klinisch weisse Stehtischchen, die wenig Heimeligkeit versprühen. Dafür lächeln dem Betrachter von mehreren Pinnwänden die Schriftzüge der nationalen und internationalen Pharma- und Gentechgiganten entgegen.

Natürlich ist die Veränderung nur vorübergehender Natur. Vom 28. - 30. Januar fand an der Universität Zürich der fünfte «International workshop on humanized mice» statt. In verschiedenen Vorträgen und Podien tauschten sich die geladenen Forschenden aus über die erzielten Fortschritte auf dem Gebiet der humanisierten Mausmodell-Forschung. Humanisierte Mausmodelle sind Mäuse, denen durch gezielte Genmanipulation Eigenheiten des menschlichen Genoms eingepflanzt wurden. Das mit dem Ziel, Versuche am Tier in punkto Aussagekraft für eine allfällige Verwendung am Menschen zu steigern.

Ausgeschlossen an der eigenen Uni

Wenn die internationale Medizin- und Pharmaindustrie einen Workshop über genetisch veränderte Mäuse durchführt, bekommt das Wort «workshop» unweigerlich eine etwas schale Zweideutigkeit. Einen viel schaleren Nachgeschmack hinterlässt allerdings die Tatsache, dass der ZS eine Teilnahme an den Veranstaltungen vor Ort untersagt wurde. Auch telefonisch oder per Mail war niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Es scheint ganz, als wolle man eine Berichterstattung über den Kongress, ein Herantragen an die Öffentlichkeit um jeden Preis verhindern. Aus Mäuseforschenden werden Duckmäuser. Das ist schade. Es stehen nämlich einige Fragen im Raum, die jetzt unbeantwortet bleiben:

Wieso findet der Kongress an der Uni Zürich statt? Wie ist es dieser gelungen, hochrangige Vertreter der Pharma-und Gentechnikindustrie nach Zürich zu lotsen? Welche Ziele verfolgt das Organisationskomitee rund um Professor Markus Manz, der an der Uni das Konsortium mit dem Forschungsschwerpunkt «Human Hemato-Lymphatic diseases» leitet? Er und seine Mitforschenden haben es sich zum Ziel gesetzt, Forschungsergebnisse möglichst schnell zur konkreten Anwendung am Menschen zu bringen. Gerne hätten wir ihn gefragt, welche Rolle den Tierversuchen dabei zufällt. Des weiteren: Wurden am Kongress auch die ethischen Probleme diskutiert, die eine Forschung an genetisch veränderten Mäusen mit sich bringt?

Nicht informiert

Gerade die letzte Frage wäre auch für Tierversuchsgegner von grossem Interesse. Sollte man zumindest meinen. Doch der «Verein zur Abschaffung der Tierversuche» scheint sich nicht recht dafür erwärmen zu wollen. Über den Kongress an der Uni weiss man hier gar nichts. Darüber seien sie nicht informiert, lässt der Sprecher am Telefon lapidar verlauten.

So ging der Kongress leise und abseits der öffentlichen Wahrnehmung über die Bühne. Den Veranstaltern wird es nur recht sein.

Du wolltest schon immer Mal eine Maus als Haustier, diejenigen in der Zootierhandlung waren Dir aber allesamt zu gewöhnlich, zu langweilig? Dann kauf Dir doch eine gentechnisch veränderte Maus! Magst eine Albino-Maus? Oder ein Exemplar mit angezüchteter Immunschwäche? Ab umgerechnet 40 Franken bist Du dabei! Den makabren Mäusekatalog des Jackson Laboratory, dem weltweit führenden Mauszüchter für wissenschaftliche Zwecke, findest Du hier.