Die Parolen der offiziellen Veranstaltung war «Kämpfen für Bildung» nicht konsequent genug. Reto Heimann

Kampf dem Kommunikationssalat

Die linken Gruppierungen rund um «Kämpfen für Bildung» verwirrten im Vorfeld des «Tags für Bildung» mit ihren Parolen. Das passierte nicht zum ersten Mal. Schuld daran ist die unklare Kommunikation der Linksautonomen. Ein Kommentar.

14. Januar 2016

Das Schema kennt man vom ersten Mai: Aufruf zur Nachdemo mit einer unrealistischen Route in die Innenstadt und Parolen aus den Zwanzigerjahren. Was zuverlässig jeden Frühling Medienaufmerksamkeit durch drohende Zerstörungswut verspricht, funktionierte diesmal auch für den «Tag der Bildung». Ein linkes Bündnis, bestehend aus ausserparlamentarischen Gruppierungen sowie Schülerinnen, Studierenden und Doktorierenden, schaffte es in die Schlagzeilen.

Und erreichte damit sogar etwas, das gar nicht geplant war: Die Organisatoren vom «Tag der Bildung» hatten Angst. Angst, dass jemand Kindergärtner verprügelt oder diese dazu anstiftet, Pflastersteine in Silvia Steiners Büro bei der Bildungsdirektion zu schmeissen. Die Enttäuschung über die Absage der offiziellen Demo kommunizierte die Aktion «Kämpfen für Bildung» zwar auf ihrem Blog – und versicherte im gleichen Zug, dass es beim Kampf nach der grossen Demo nicht zu Eskalationen kommen würde. Doch offenbar wollte das niemand so recht glauben. Weder die Verantwortlichen der offiziellen Kundgebung noch die Polizei liessen sich überzeugen, dass eine unbewilligte Nachdemo unter dem Motto «Kampf» mit dem Routenziel Bildungsdirektion eine friedliche Sache bleiben würde.

Auf dem Weg zur Absage von dem, was als grosse Demo gegen Sparzwang geplant war, ist auf beiden Seiten viel positive Energie an fehlerhafter Kommunikation verlorengegangen. Denn während die «Linken» – erschrocken über die unverhoffte Ernsthaftigkeit, die ihrer Aktion entgegengebracht wurde – doch eigentlich nur etwas im Fahrwasser der grossen Organisation mitlaufen wollten, packte diese eine schrecklich reaktionäre Angst, die wohl mit einem Telefonanruf hätte aus der Welt geschafft werden können.

Was aber im Nachhinein vor allem unklarer ist als vorher, ist was genau mit dem Begriff «Kampf» gemeint war, wenn es eine Gewalteskalation nicht war. Kampf auf symbolischer Ebene? Wandelt sich der ausserparlamentarische und -institutionelle Kampf der linken Splittergruppen zum pazifistischen Protest – Gandhi-Style – aber mit althergebrachter Kriegsrhetorik? Wohl kaum, wenn man auf «Reclaim the Streets» und die Binzkrawalle der letzten Jahre zurückblickt, die aus demselben Umfeld stammten.

Vielmehr scheint eine Verwirrung bei den benutzten Begriffen vorzuliegen; eine klassische Verletzung der Maxime des Stils sozusagen, um etwas zu klugscheissern. Die «Bewegung für Sozialismus», der «Revolutionäre Aufbau» und die anderen Gruppierungen links von SP und AL müssen dringend über die Bücher, was die Kommunikation angeht. Denn ihre kritische, antikapitalistische Haltung ist wichtig und würde dem wässrigen Diskurs zur Mitte hin gut tun. Doch wenn mit «Partyumzug» Kristallnächte gegen Gentrifizierung gemeint sind und mit «Kampf» friedliche Demos mit krassen Spruchbändern, dann muss sich niemand wundern, wenn der Rest der Gesellschaft einfach nur verwirrt ist.