Danke, Chef!

Die ZS-Redaktion hat herausgefunden, ...

26. November 2015

... dass Editorials lesen eine grosse Freu- de sein kann. Wenn sie vom ZS-«Chef» Nina Kunz geschrieben wurden.

«Warum steht diese Frau nicht hin und sagt: Ich bin Rektorin geworden, weil ich gut war?» – Bereits in ihrem ers- ten Editorial vor fast zwei Jahren wurde klar, dass wir von der neuen Redaktions- leiterin keine öden Aufzählungen und drögen Danksagungen am Anfang des Heftes zu erwarten hatten. Ninas Worte zum Einstieg in die Zeitungslektüre hat- ten es immer in sich.

Die Editos waren feministisch: So wünschte sie sich nach dem Interview mit dem Rektor, er wäre doch eine Frau. Oder fragte sich einige Ausgaben später, wieso ein leicht bekleideter Mann auf dem Cover weit weniger Aufmerksam- keit hervorruft als eine halbnackte Frau. Die Editos waren politisch: Das ver- meintlich unscheinbare Titelthema «Ir- chel. Das heimliche Hauptgebäude» ver- knüpfte Nina zum Beispiel mit der europäischen Finanzkrise – «Die ‹hard sciences› sind stark, weil die Zeiten ‹hard› sind.» Die Editos waren überra- schend: Oder wer hätte erwartet, dass auf einer knappen Seite ein Bogen vom drängenden Thema der Flüchtlinge zur umstrittenen nächsten Unireform ge- spannt werden könnte? Nina hat es im letzten Heft elegant geschafft. Und man- ches Einstiegstextchen vereinte sogar Machtkritik, politische Relevanz und Überraschung: Den einzigen Kommen- tar unserer Zeitung zur leidigen Weltwoche-Goltermann-Tragödie gab es vergangenen Herbst im Editorial unseres «Chefs». Auf die Vorwürfe ging Nina nicht ein, aber auf den Sexismus dahinter: «Es ist sicher nicht richtig, dass eine profi- lierte Professorin zur Geliebten eines mächtigen Mannes herabgestuft wird.»

Was wissen wir nun mehr? Wir wer- den Ninas kleine, feine Einstiege in die Lektüre der ZS vermissen. Sie machten immer Lust auf mehr. Zum Glück bleibt uns Nina als Redakteurin erhalten. Das war also noch lange nicht alles.