Werbung statt Diskussion

An der Informationsveranstaltung über das neue Hochschulgebiet hatten kritische Fragen keinen Platz.

25. November 2015

Der Vortragssaal des Kunsthauses quoll über an jenem Montagabend Ende Oktober. Der Zürcher Regierungsrat hatte zum «Forum» über die «bauliche Weiterentwicklung» des Hochschulgebiets eingeladen. Viele Interessierte kamen. Rund um Universität, ETH und Universitätsspital soll in den nächsten Jahrzehnten der «Wissens- und Gesundheitscluster» weiterentwickelt werden. Der Plan ist, dass die drei Institutionen nicht «auf der grünen Wiese» – in Dübendorf zum Beispiel –,

sondern im Stadtzentrum expandieren. Dafür soll viel Neues gebaut und viel Altes, Denkmalgeschütztes abgerissen werden. Als das Projekt im Herbst 2014 öffentlich vorgestellt wurde, hagelte es Kritik: Der Masterplan habe keine städtebauliche Vision, sei ein Moloch und nehme keine Rücksicht auf die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers.

Deshalb luden die Verantwortlichen zum Gespräch ein. «Kritische Fragen» waren laut Einladung erwünscht. Zuerst wurde aber vor allem Werbung gemacht. Mit einem Animationsfilm zum Projekt: Er zeigte das schmucke Zürich, das durch weitere städtebauliche Akzente noch hübscher gemacht wird. Dann ein weiterer Werbespot: Der Gründer eines Start-ups zeigte, wie seine Rehabilitations-Roboter Mädchen helfen können, die nach Unfällen wieder gehen lernen müssen. Das Publikum sollte offenbar denken: Das arme Kind kann nur gerettet werden, wenn der Masterplan umgesetzt wird.

Dann befragte eine Moderatorin eine Stunde lang die sechs Podiumsteilnehmer, fast alles grauhaarige Männer: der Vorsteher der Baudirektion, der Rektor der Uni Zürich, der designierte ETH-Vizepräsident, ein Stadtrat, der Präsident des Unispitalrats und ein Gemeinderat. Als Einziger kritisierte der grüne Gemeinderat die Pläne – und störte den Lobgesang nur am Rande. Und dann, endlich, durfte das Publikum Fragen stellen. Als die Fragen zu brisant wurden, waren die zwei Stunden auch schon vorbei. Schluss, aus, Frust, belegte Brötchen für alle.

Der Apéro im Anschluss an die Veranstaltung konnte nicht darüber hinwegtäuschen: Anstatt einer Diskussion auf Augenhöhe mit den so zahlreich Anwesenden fand ein Schaulaufen der Befürworter statt. Ob dies der richtige Ansatz ist, um eines der grössten Bauprojekte in der Geschichte Zürichs erfolgreich umzusetzen, ist fraglich.