Den Psycho-Studis werden keine Punkte geschenkt. Laura Cassani

Studienunordnung

Die neueste Reform treibt Psychostudis in den Wahnsinn. Das Institut betreibt Symptombekämpfung.

25. November 2015

Das Bologna-Monster hat wieder zugebissen. Seit der Veröffentlichung der Studienordnung des Psychologischen Instituts, die ab HS 16 in Kraft treten soll, herrschen Wut und Unverständnis unter den Studierenden. Nicht, dass es keine Anzeichen für eine derartige Veränderung gegeben hätte. Wer denkt, im Institut in Oerlikon würde man von der Studienberatung zu langen Gesprächen auf der Couch eingeladen, täuscht sich. Der Anstieg der Neueinschreibungen hat wohl dazu geführt, dass es schon lange nicht mehr das Ziel des Instituts ist, zukünftige Studierende für die Psychologie zu begeistern. Das Psychologie-Studium sei nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, heisst es bereits an der Infoveranstaltung, man müsse mit sehr mathematiklastigen Inhalten rechnen. Und spätestens nach dem Assessmentjahr, wenn der Hörsaal um zwei Drittel der Mitstudierenden erleichtert ist, wird einem bewusst, was das Ziel der Veranstaltung war.

Keine geschenkten Punkte

Zudem lanciert das Psychologische Institut nun also eine neue Studienordnung. Angeblich wurde jahrelang daran gearbeitet, dennoch erschien sie recht abrupt. Verwirrung und Unverständnis verbreiteten sich daraufhin wie ein Lauffeuer: Abgesehen von den wenigen Glückspilzen, die im FS 16 ihren Bachelor oder Master abschliessen oder im HS 16 frisch mit Psychologie beginnen, leiden alle unter der neuen Regelung. Klar, es mag ein Vorteil sein, dass alle Module statt ursprünglich 3 jetzt 4 ECTS wert sind. Die Uni verschenkt aber keine Punkte, im Gegenteil: Es wird mehr Leistung von den Studierenden erwartet, um mit «internationalen Standards» mitzuhalten, heisst es. Das eigentliche Problem ist aber, dass viele Studierende bereits Module absolviert haben, die nach der neuen Studienordnung mehr ECTS geben. Die fehlenden Punkte müssen mit «Übungs-Modulen» ausgeglichen werden. Was das ist, wird erst im HS 16 bekanntgegeben. Eine vorausschauende, effiziente Studienplanung ist damit unmöglich.

Improvisierte Excel-Tabellen

Erschwerend kommt dazu, dass viele Bachelor-Module in den Master überführt werden. Wer das Modul schon absolviert hat, muss die neu eingeführten BA-Module dennoch besuchen – und das ursprüngliche Modul dann unter Umständen gleich nochmal im Master.

Das alles wäre nur halb so viel Aufregung wert, wenn das Psychologische Institut eine zufriedenstellende Übergangslösung parat hätte. Zwar bietet es ein «Mapping-Tool» an, eine improvisierte Excel-Tabelle, in die die Studierenden ihre bereits erworbenen ECTS eintragen sollen. Hat man dann laut der aufpoppenden Sprechblase Glück, schliesst man den Bachelor mit drei bis sechs Punkten zu viel ab. Hat man Pech, muss man seine fehlenden ECTS eben mit Übungs-Modulen ausgleichen.

Die Studierenden sind selbst dafür verantwortlich, das Regel-Wirrwarr zu durchblicken. Entgegen der psychologischen Grundhaltung, dem Individuum nach seinen Bedürfnissen Unterstützung anzubieten, verweist die Studienberatung bei persönlichen Anfragen mit einem standardisierten Satz auf Workshops, die extra angeboten würden. Schade nur, haben nicht alle Zeit, sich so einem mehrtägigen Workshop zu widmen, nur um keine Angst haben zu müssen, das Studium eventuell nicht korrekt abzuschliessen – trotz peinlichst genauem Studium nach Regelcurriculum. Auf Anfrage wollte niemand vom Institut zur neuen Studienordnung Stellung nehmen. Laut Sekretariat ist man mit den Workshops beschäftigt.

Update: Das Psychologische Institut nimmt Stellung zu den Vorwürfen.