Stille Schafferin

21. Oktober 2015

Vom kleinen, selbstverwalteten Buchlädeli zur millionenschweren Stiftung: Die Geschichte der «Zentralstelle der Studentenschaft der Universität Zürich» (ZSUZ) ist eigentlich eine Erfolgsgeschichte. Trotzdem kämpft die Institution mit grundsätzlichen Problemen. 1907 gegründet, stellte die ZSUZ zuerst benutzte Bücher und Mikroskope für das Studium zur Verfügung. Heute, 108 Jahre später, betreibt sie mit 23 Mitarbeitenden

zwei Kioske, zwei Läden und zwei Druckereien, stellt uniweit die Kopiergeräte zur Verfügung und unterhält die universitäre Arbeitsvermittlungsstelle. Am schwarz-gelben Giraffenmuster der Zentralstelle kommt niemand in seinem Studium vorbei. Auch wenn die Stiftung heute einen Umsatz im siebenstelligen Bereich (4 bis 5 Millionen) erwirtschaftet – die ZSUZ ist noch immer die stille Schafferin im Universitätsalltag. Alle Studierenden nutzen ihre Angebote, doch wenige wissen, dass es die Stiftung überhaupt gibt.

Das Kernziel der ZSUZ ist es, das Wohl der Studierenden zu fördern. Wohin das Geld fliesst, entscheiden die Studierenden dann auch selbst: Fünf von sieben Stiftungsrätinnen und -räten sind noch immatrikuliert. Der studentische Einfluss erklärt sich dadurch, dass die ZSUZ bis 1978 in die Vorgängerorganisation des VSUZH eingebunden war – seit bald 40 Jahren ist sie jedoch unabhängig.

Keine Subventionen

Es ist ein offenes Geheimnis, dass das Verhältnis zwischen der ZSUZ und der Universität ein angespanntes ist. Schon 2008 klärte der damalige ZSUZ-Präsident Mirco d’Angelo auf: «Entgegen der landläufigen Meinung werden wir nicht subventioniert.» Gemäss Thomas Tschümperlin, Leiter der Rektoratsdienste, bezahlt die ZSUZ zurzeit jedoch keine Miete für ihre Büros. Es wurde vereinbart, dass die Stiftung diesen Betrag zurückstellt; das heisst, sie spart dieses Geld vorläufig an. Der Grund dafür sei, dass grundsätzliche Diskussionen anstehen, so Tschümperlin. Der Rektoratsdienst möchte nächstes Jahr mit sämtlichen Dienstleistern in Ruhe darüber verhandeln, welche Angebote es in Zukunft auf dem Campus braucht – denn die Bedürfnisse der Studierenden haben sich geändert.

Und die Konkurrenz für die Stiftung ist gross. Die ETH-Druckerei kann beispielsweise subventionierte Preise anbieten, da sie vom Bund unterstützt wird. Was auch immer bei den Verhandlungen herauskommen wird – die ZSUZ sollte ihren historischen Auftrag nicht vergessen: die «ideelle und materielle Wohlfahrt» der Studierenden.

Korrigendum: In der Printausgabe dieses Artikels werden falsche Angaben zur Zahl der Mitarbeitenden, zu den Arbeitsbereichen und zum Stiftungsrat genannt. Dafür möchten wir uns entschuldigen.