Fahr zur Hölle: Wasserfläschli

Fahr zur Hölle

21. Oktober 2015

Wasserfläschli sind des Teufels — Ein Mödeli epidemischen Ausmasses grassiert an der Uni. Die Ursache bleibt bis jetzt ungeklärt, aber die Symptome sind augenfällig: Abertausende von PET-Flaschen auf den Seminarbänken. Keine Vorlesung vergeht, in der sich nicht Dutzende von Gesundheitsfanatikerinnen Wasser in den Verdauungstrakt schütten wie nicht gescheit und dabei Deckelchen ab- und wieder auf- und wieder ab- und wieder aufgeschraubt werden.

Wobei «schütten» ja beileibe nicht das richtige Wort ist. «Nippen» trifft es schon viel eher, und gäbe es davon einen Diminutiv, müsste man den verwenden. Bisweilen kommt man sich vor, als wäre man von zweihundert Nadals umgeben, die ihrer leistungsbedingten Dehydration vorbeugen müssen. Aber so verdammt anstrengend kann eine 90-minütige Publizistikvorlesung doch nicht sein. Ärzte empfehlen Ausdauersportlern, erst ab Belastungen von über einer Stunde zu trinken. Man kann einen Halbmarathon rennen, ohne auch nur ein einziges Mal an einem Fläschli zu nuckeln.

Also hört auf, während der Vorlesung wie Gäule zu saufen! Ich weiss, neben dieser pseudo-ortho-rektischen Lebensweise erfüllt das Fläschli noch eine soziale Funktion: Fläschli machen Leute. Es macht nämlich einen Unterschied, ob man an einem Fiji-Wässerli mit Feenstaub oder einem hundskommunen Aproz schlürft. Aber ich verdurste lieber, als mich mit meinem Wasserfläschli zu inszenieren!

Wir verteufeln, was wir hassen, und schreiben es zur Hölle.