Wongwannawat

Die Lizenz zum Schwitzen

Der ASVZ kauft Kurse aus Neuseeland ein, um auf dem Zürcher Fitnessmarkt zu bestehen.

21. Oktober 2015

Der Takt ist schnell, der Bass hämmert, die Gruppe schwitzt. Wer sich an diesem Morgen in der «Bodypump»-Stunde unter der Polyterrasse verausgabt, ist nicht alleine: Weltweit folgen Tausende gleichzeitig der genau gleichen Choreographie – zur genau gleichen Musik. Der neuseeländische Konzern «Les Mills» ist der führende globale Anbieter von Gruppenfitnessprogrammen. Das gemeinsame Schwitzen zu standardisierten Abläufen ist seit geraumer Zeit ein Trend: Über 15‘000 Fitnessstudios weltweit bieten «Les Mills»-Kurse an. Auch der Akademischen Sportverband Zürich (ASVZ) wird mit den vorgefertigten Produkten beliefert. Sie tragen so klingende Namen wie «Bodypump», «Bodybalance», «Bodyattack» und «Bodycombat».

Releases und Quarterlies

Beim ASVZ ist die Nachfrage nach Gruppenfitnesskursen gross. Die Vorteile von eingekauften Lizenzkursen liegen dabei auf der Hand: Dem ASVZ bleibt die Ausbildung der Trainerinnen und Trainer erspart – und diese müssen ihre Stunden nicht selbst zusammenstellen. «Les Mills» übernimmt die Ausbildung und versorgt die «Instructors» danach alle drei Monate mit den «Releases» – vorgefertigten Trainingseinheiten, die auf der anderen Seite der Welt zusammengestellt werden.

Der ASVZ bezahlt für die Programme eine Gebühr. Ein erster lizenzierter Kurs kostet 350 Franken pro Monat, jeder weitere noch die Hälfte. Für den ASVZ sind die Kurse eher günstig, gemessen an deren Beliebtheit. Aber die Instructors müssen zusätzlich in die eigene Tasche greifen: Eine Ausbildung zum «Kursleiter Bodypump», die in der Schweiz von der «Swiss Academy of Fitness and Sports» angeboten wird, kostet 520 Franken. In vierteljährlichen Fortbildungen, den «Quarterlies», müssen die «Releases» für jeweils 76 Franken einstudiert werden. Der ASVZ beteiligt sich aber an den Kosten für die «Quarterlies», so Nike Panitsas, Kommunikationsverantwortliche beim Sportverband.

Konkurrenzkampf

Finanziert wird das gesamte Sportangebot des ASVZ auch durch einen Beitrag der Studierenden. Weshalb werden diese Gelder für Lizenzen ausgegeben – statt für Programme, die vom ASVZ selbst entwickelt werden? «Die Aufgabe und oberste Zielsetzung des ASVZ ist es, ein vielseitiges, attraktives und konkurrenzfähiges Sportangebot bereitzustellen», sagt Panitsas. Dies verwundert vor dem Hintergrund einer hohen Zahl an Fitnessanbietern nicht. Weltweit ist die Dichte an Fitnessstudios in Zürich am höchsten – geschätzt wird die Zahl auf 40 bis 50 im Grossraum Zürich, dreimal so viele wie in Basel.

Laut Panitsas muss aber niemand beim ASVZ nur im Dienste der Konkurrenzfähigkeit eine teure Ausbildung durchlaufen. Die Kosten fallen einfach vor der Einstellung privat an: «Wir setzen die jeweilige Ausbildung voraus, wenn wir einen Trainingsleitenden für eine Les-Mills-Lektion einstellen wollen.»