Fahr zur Hölle: Terrassenwohnungen

Fahr zur Hölle

14. September 2015

Terrassenwohnungen sind des Teufels — Ein paar zu gross bemessene Wohnungen, diagonal versetzt übereinandergestapelt und an einen Südhang geklebt, dort, wo die Steuern wundersam tief, die Geländewagen dafür umso massiver sind. Das Resultat: Hänge aus Beton mit Geranien-Sprenkeln, dicke Grillluft, undurchsichtige Buchsbaumhecken. Wäh!

Terrassenwohnungen sind die räumliche Materialisierung eines typisch helvetischen Missverständnisses. Weil Herr und Frau Schweizer in der Tagesschau vom Hüslikrebs und der Zerstörung der schönen Landschaft gehört haben, kaufen sie sich nämlich kein Haus im Grünen mehr. Aber weil sie nicht auf das Einfamilienhüsli-Feeling verzichten wollen, ziehen sie in die Terrassenwohnung. Mit direktem Autobahnanschluss. Und auf den Betonplatten des überdimensionierten Aussenraums wächst erst noch kein Unkraut!

Vergessen geht dabei, dass gelungenes verdichtetes Bauen und Wohnen viel mit Zusammenleben zu tun hat. Man könnte sich auch eine grosse Terrasse mit dem Nachbarn teilen, statt nur dessen Glatze von oben zu betrachten. Die Kinder könnten miteinander spielen, die Cervelats nebeneinander brutzeln, die Hecken würden im Turnus getrimmt, alles mit Aussicht auf die grasenden Kühe auf den unbebauten Wiesen rundherum. Aber nein: Man will die Welt zwar schon ein bisschen retten, aber dabei soll bitteschön lieber alles beim Alten bleiben. Und die Glatze des Nachbarn mindestens ein Stockwerk tiefer.