Das Menü «Traditional» am Eröffnungstag der veganen Mensa «Rämi 59» Ennio Leanza

Für Vegis ein Zuhause

Klammheimlich eröffnete am Montag die erste Mensa am Campus, die ausschliesslich vegane Menus serviert. Die Betreiberin «zfv» folgt damit einer alten Forderung vieler Studis.

18. August 2015

Man hatte bisher noch gar keine Chance, sich daran zu gewöhnen, dass die ehemalige «Lümmelburg» im Rank vor der Tramhaltestelle Kantonsschule so richtig zum Campus gehört. Doch der frisch renovierte Bau an der Rämistrasse 59, der vor Urzeiten das Knabengymnasium und bis zu deren Umzug an die Europaallee die Pädagogische Hochschule beheimatete, könnte so etwas wie ein neuer Quartiertreffpunkt auf dem Campus werden. Unmerklich und ohne grosse Aufruhr eröffnete hier am Montag die vegane Mensa «Rämi 59». Die Betreiberin «zfv» (Zürcher Frauenverein) verpasste der Cafeteria ein Branding, wie man es sonst nur vom «Food Lab» im CAB-Gebäude der ETH kennt.

Und etwas spezieller nimmt sich das vegane Paradies gegenüber den herkömmlichen Mensen denn auch tatsächlich aus. Dem subventionsverwöhnten Studi fallen natürlich zuerst die ungewöhnlichen 6 Franken 90 pro Menü auf. Der etwas teurere Preis erkläre sich aber durch die ausgewählten Zutaten, erklärt Betriebsassistentin Arisleidy Guzman. Man sei bemüht, saisonal und lokal einzukaufen. Guzman steht selbst als Garant für die Qualität der Menüs, die keine Verlegenheitslösungen sein sollen. Schliesslich lebt sie selbst seit sieben Jahren vegan.

Die Ruhe vor dem Sturm

Auf der Karte stehen jeweils zwei vegane Menus: ein traditionelleres europäisches Menu und ein «globales». Daneben locken verschiedene vegetarische Sandwiches und in hippen Gläsern präsentierte Salate. Zur Eröffnung gab es Gnocchi mit Ratatouille und Rucola sowie ein Tofu-Lauchragout mit Jasminreis. Serviert werden die Gerichte in Tellern und Schüsseln aus recyceltem Material, selbst das Tablett trägt ein Ökolabel. Die fast überfreundlichen KöchInnen richten jeden Teller sorgfältig an; zumindest in der Eröffnungsphase isst das Auge im «Rämi 59» mit. Ob sich das Charmeniveau und die liebenswürdige Anrichte so durchhalten lässt, wird sich zu Semesterstart weisen. Dann spätestens nämlich nennen das Asien-Orient-Institut sowie ein Teil der KunsthistorikerInnen das «RAA» ihr neues Zuhause. Die Cafeteria, wie die Vegi-Mensa auf den Orientierungstafeln zurückhaltend bezeichnet wird, erwartet dann volle Auslastung mit bis 200 Gästen, sagt Guzman. Die publikumsscheue Eröffnung sei so geplant gewesen, meint sie weiter, um betriebstechnisch in Schwung zu kommen.

Neuer Treffpunkt «Lümmelburg»?

Platz hatte es denn zum Eröffnungstag in den hellen, atmosphärisch etwas unterkühlten Räumen auch noch genug. Das ZS-Redaktionsteam gab bei der Geschmacksnote alle Daumen hoch, obwohl der Reis etwas auf sich warten liess und noch eine Spur zu sehr al dente war. Dennoch machte sich bei diesem Essen ein bei herkömmlichen Mensazmittagen seltenes Wohlgefühl breit. Zum Dessert gab es als Geschenk des Hauses noch ein kleines Säckchen Studentenfutter mit getrockneten Früchten. Wir fühlten uns als gern gesehene Gäste, auch das eine nicht alltägliche Erfahrung im Massenbetrieb der Unimensen. Zwar bleiben bislang fehlende Aussenplätze sowie der übl(ich)e Kaffee ein Wermutstropfen, dennoch wird der romantische Kubus mit seinen einladenden Treppen sicherlich zum neuen Treffpunkt ernährungsbewusster Studis werden.