Dina Rindlisbacher, noch Präsidentin des VSUZH. Maya Wipf

«Die Belastung ist zu gross»

Dina Rindlisbacher gibt das VSUZH-Co-Präsidium bereits nach einem Jahr ab, um sich wieder ihrem Psychologie- und Biologiemaster zu widmen. Im ZS-Interview erklärt sie, wie es jetzt im Rat weitergeht.

5. August 2015

Dina, nach nur einem Jahr gibst du im September das VSUZH-Präsidium wieder ab. Was ist passiert?

Es ist nicht etwa so, dass ich keinen Spass hatte, aber die zeitliche Belastung war einfach zu gross. Neben dem Präsidium ist es unmöglich, im Studium vorwärts zu kommen. Da fragt man sich ab einem gewissen Zeitpunkt: Will ich wirklich zwei Jahre aussetzen? Nebem der Uni schränkt es einen auch ein. Es wird schwieriger, seine Kollegen zu treffen.

Flavio Meyer, mit welchem du das Co-Präsidium letzten Herbst übernommen hattest, liess sich im Frühling bei den Wahlen nicht mehr wählen. Was war da der Grund?

Er war ein Jahr lang im Vorstand und danach ein Jahr als Präsident aktiv. Zeit- und belastungstechnisch wurde der Aufwand zu gross. Auch er möchte sich wieder seinem Ethnologie-Studium widmen.

Den Sommer hindurch hast du den VSUZH alleine geleitet. War es nicht ursprünglich die Idee des Rats ein System mit einem Co-Präsidium einzuführen?

Doch. Dieser Zustand ist nur eine Zwischenlösung. Wir streben wieder eine Doppelführung an – auch weil es einfacher ist, sich an der Uni zu zweit durchzusetzen.

Es scheint, als würde niemand lange bleiben. Seit der Grüdnung des VSUZH 2013 waren es vier Co-Präsidien: Julian Renninger, Oriana Schällibaum – Julian Renninger, Tristan Jennings – Michelle Jatuff Mathis, Tristan Jennings – Flavio Meyer, du – und jetzt steht ein erneuter Wechsel an. Lastet ein Fluch auf dem VSUZH-Präsidium?

Ich würde es nicht Fluch nennen. Im VSUZH ist einfach speziell, dass viele Zeitressourcen für eine lange Legislaturperiode aufgewendet werden müssen. Andere Studierendenschaften, wie zum Beispiel der VSETH, kennen kürzere Legislaturperioden von nur einem Jahr. An der Uni ist wirklich die Frage: Wer ist bereit, sich zwei Jahre aus dem Studium auszuklinken?

Aber diese Co-Präsidien sind nicht mal ein Jahr geblieben.

Das stimmt. Am Anfang kamen neben dem Aufwand auch noch personelle Reibereien dazu. Aber im letzten Jahr war dies nicht der Fall.

Müsste man denn nicht strukturell etwas ändern. Es ist doch absehbar, dass die nächste und die übernächste Generation mit den selben Problemen konfrontiert werden?

Die Sache ist, dass der VSETH grunsätzlich anders aufgebaut ist und keine grossen Wahlen durchführt. Wenn wir jedes Jahr solche durchführen würden, ginge viel wertvolle Zeit verloren, die lieber für hochschulpolitische Projekte verwendet würde. Zudem glaube ich, dass es mit der Zeit einfacher und weniger arbeitsintensiv wird. Der VSUZH ist immer noch in der Aufbauphase und muss sich seinen Platz an der Uni erkämpfen – das darf nicht vergessen werden.

«Augen zu und durch» also?

Genau.

Eigentlich ist das VSUZH-Präsidium doch ein grossartiger Job: Man hat Macht, bekommt 600 Franken Entschädigung im Monat und ab dem Herbst werden einem die Studiengebühren erlassen – warum ist es denn so schwierig Leute zu finden?

Das mit den Studiengebühren ist noch nicht ganz durch. Der Rektor hatte uns diese Option letztes Jahr vorgeschlagen, als Wertschätzung für die Arbeit. Jetzt haben wir das Angebot im Rat diskutiert und es wurde von einer Mehrheit angenommen. Nun können wir das Mandat wieder an der Rektor weiterleiten und abwarten, wie und wann es umgesetzt wird.

Dann könntet ihr doch mit dem Erlass der Studiengebühren für das Amt werben?

Das fände ich persönlich keine gute Idee. Geldanreize sollen nicht ausschlaggebend sein.

Was müsste dann ein idealer Präsident oder eine ideale Präsidentin mitbringen?

Nicht viel, das Wichtigste ist die Motivation. Ein ideales Co-Präsidium setzt sich gerne für Anliegen anderer ein und ist offen für andere Meinungen. Manchmal muss man auch Ansichten vertreten, die nicht mit den eigenen übereinstimmen. Das ist Teil des Jobs. Neben Loyalität sind auch Durchsetzungsfähigkeit und Belastbarkeit wichtig.

Wie wollt ihr diese Person finden?

Die erste Strategie war es, Leute zu rekrutieren, die man kennt. Aber das ist auch schade, weil die Ämter dann immer im selben Dunstkreis zirkulieren. Als das nicht floriert hatte, haben wir, gerade gestern, eine Mail an alle VSUZH-Mitglieder verschickt, dass wir Nachfolger suchen. Zudem findet in zwei Wochen die VSUZH-Tagung zum Thema «Wo soll die Studierendenvertretung an der UZH hin?» statt, wo wir hoffentlich neue Studierende für Hochschulpolitik begeistern können – vielleicht sogar so fest, dass sie das Präsidium übernehmen.

Das mit dem Dunstkreis ist natürlich ein Argument. Aber was ist mit der Erfahrung? Ist man nicht völlig verloren, wenn man niemanden kennt, mit den Vorlagen nicht vertraut ist und noch nie an einer Ratssitzung war?

Nein, denn es gibt zwei Gruppen im Rat: Die alten Hasen, die schon so viel gemacht haben, dass sie lieber auf das Präsidium verzichten und dann gibt es diejenigen, die seit dem Frühling neu dabei sind. Es gab erst eine Ratssitzung, von demher herrscht sowieso gerade Aufbruchstimmung.

Warum übernimmt denn niemand dieser Neuen im Rat das Präsidium?

Das hat mehrere Gründe: Die einen sind vom grossen Arbeitsaufwand abgeschreckt und andere wollen lieber im Hintergrund arbeiten und sich nicht exponieren. Das ist auch eine Frage der Persönlichkeit.

Nicht nur das Präsidium, auch die Vorstandsmitglieder haben häufig gewechselt. Schafft ihr es überhaupt, Projekte umzusetzen bei so regem personellem Wechsel?

Ja, das war bisher kein Problem. Die Leute sind ja nicht ab der Welt. Wir helfen einander auch nach dem Rücktritt und arbeiten an Projekten weiter.

Aber früher hatte jeweils ein Vorstandsmitglied das Präsidium übernommen. Dies ist nun nicht mehr der Fall. Ändert dies etwas?

Ich habe mehr das Gefühl, jemand Neues bringt frischen Wind und stellt keine Gefahr dar. Zudem sind Flavio und ich auch noch oft im Büro.

Wie sieht deine Zukunft an der Uni und in der Hochschulpolitik aus?

Ich will im Studium vorwärts machen und schaue, was sich mit der Master-Arbeit ergibt. Ob ich doktoriere, lass ich noch offen. Unipolitisch wird es so sein, dass ich weiterhin im Rat politisieren werde – als einfaches Mitglied.

Rückblickend auf das Jahr: Was hat das Gespann Rindlisbacher-Meyer umsetzen können?

Die Uni nimmt uns trotz Generalsekretärinnenwechsel als stabilen Prartner war. Das ist für mich das Wichtigste. Zudem haben wir die Wahlen gut hinter uns gebracht, neue Dienstleistungen wir die Rechtsberatung oder das Gruppencoaching eingeführt und die Lichthofparty im Herbstsemester war ein riesiger Erfolg.

Jetzt, wo du abtrittst: Was ist deine grösste Befürchtung?

Dass unsere noch jungen Dienstleistungen in sich zusammenfallen, weil das Alltagsgeschäft die Arbeit im Vorstand zu stark dominiert.

Du befürchtest also nicht, dass sich kein neues Co-Präsidium finden lässt?

Doch, vor dem habe ich schon Angst.

Was macht ihr, wenn der schlimmste Fall eintrifft?

Dann müssen wir eine Lösung finden.