Kommentar Wyss-Stiftung: Geschwüre bei der Krebsforschung?
Hengartners erklärtes Ziel ist es, den Anteil an Drittmitteln am Uni-Budget auf 20–25 Prozent zu erhöhen. Diesem Ziel kommt die Uni immer näher, wie mit der von Hansjörg Wyss gestifteten und mit 120 Mio. Dollar dotierten Foundation (ZS #1/15). Wer möchte der Nachwelt nicht als grosszügiger Mensch in Erinnerung bleiben? Eine Win-Win-Situation, wie es scheint. Doch wie die meisten Drittmittel fliesst auch das Geld des Multimillionärs Wyss einzig in profitträchtige Forschung. Konkret in regenerative Medizin, Stammzellenforschung und Robotik.
Laut Rektor Hengartner muss die Uni aufpassen, dass sie nicht asymmetrisch wächst (siehe Antrittsinterview ZS #1/14). Wie das konkret verhindert werden soll, wurde bisher nicht klar. Studienfächer, bei denen ausser Büchern kein profitbringendes Produkt herausschaut, sind für spendenfreudige Reiche oder Firmen schlicht nicht so prestigeträchtig.
Wandelt man durch die Gänge des Hauptgebäudes, fallen einem Tafeln mit Namen und Büsten historischer Persönlichkeiten auf. Nimmt man sich die Zeit und liest, weshalb ihnen diese Ehre zukam, sieht man, dass die Uni sich damit für grosszügige Spenden bedankte. Eine Tafel, that’s it. Heute benennt man ganze Forschungszentren nach Grossbanken und Millionären, die ihre Absichten, die Forschung in eine Richtung zu lenken, die für sie interessant ist, nicht einmal verbergen.
Diese Mentalität sabotiert die Unabhängigkeit der Forschung. Der «Häftlimacher» Hengartner und die Zürcher Bildungspolitik müssen aufpassen, dass ihnen die vermeintlich gutartigen Krebsgeschwüre – die aus privater Hand finanzierten Zentren – nicht über den Kopf wachsen. Denn je mehr Drittmittel die Uni akquiriert, desto geringer wird das Verständnis in der Öffentlichkeit für diffuse, sprich nicht an einen Zweck gebundene Investitionen in die Universität. Der einzige Weg, Drittmittel fair zu verteilen ist aber, sie von einem bestimmten Zweck zu lösen. Die «grosszügigen» Spender, die damit nicht leben können, haben nicht das Wohl der Forschung, sondern vor allem ihre eigene Unvergänglichkeit im Sinn.