Stachel im Käse

26. März 2015

Das Stück beginnt mit einem Höhepunkt – jenem von Balz Häfeli in das Gesicht seines Sohns nämlich. Seine Frau übertrifft ihn puncto Virilität und Feierlaune aber noch und lässt den Champagner-Korken phallisch knallen. Auch die Motive dieser Ergüsse sind nicht so verschieden: Frustbewältigung auf der einen, Wahrung des schönen Scheins auf der anderen Seite.

Dani Levy, in Berlin lebender Basler Filmregisseur und mit «Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler» einem breiten Publikum bekannt geworden, durfte sich nun mit einem eigenen Werk am Zürcher Schauspielhaus versuchen. Der Titel des Stücks «Schweizer Schönheit».

Im Zentrum steht besagter Balz Häfeli (Michael Neuenschwander), Prokurist und Besitzer einer Doppelhaushälfte samt Vorgarten und weiss lackiertem Gartenzaun, einer Frau und drei Kindern im fiktiven Wohlstadt. Doch im bürgerlichen Paradies kriselt es: Balz wird 50, seine Frau betrügt ihn mit seinem besten Freund und seinem Vater; die Beförderung verliert er an den geschniegelten Nachbarn und alsbald auch Job und Verstand. Er steigt aus und zieht in den Gartenschuppen, von wo aus er ungewollt eine kleine Revolution anzettelt – die heile Bürgerwelt gerät aus den Fugen.

Nach dem bissigen Beginn, der vor Pointen nur so strotzt, sind die klassischen Bünzli-Topoi bald abgegrast und der Plot bewegt sich an der Grenze zum Klischee. Das Stück bleibt ausserordentlich vergnüglich, die Würze aber fehlt. So ist Schweizer Schönheit ein weit gelungeneres Lustspiel als eine Abrechnung mit dem Schweizer Bünzlitum, vielmehr Hommage als Kritik. Und schön schweizerisch: ein bisschen multimedial, ein bisschen gesellschaftskritisch, ein bisschen modern, ein bisschen lustig – aber auf jeden Fall sehr unterhaltsam.

Schweizer Schönheit

Wann: 28. und 29. März / 4., 12., 17. und 30. April / 1. und 4. Mai

Wo: Schauspielhaus Zürich