Verfrühte Abdankung? Potenzielle Todesanzeigen für das Lizenziat. Simon Truog

Das Liz gibt nicht auf

Rund 40 Studierenden wurde eine Ver­längerung wegen Krankheit oder Behinderung bewilligt. Das freut nicht alle.

26. März 2015

Bis diese Ausgabe im Druck ist, sollten alle Liz-Prüfungen durch und der alte Studiengang offiziell beerdigt sein. Doch Moment. Ganz so schnell schliessen die Lizler dann doch nicht ab. Über 60 Personen haben bei der Fachstelle Studium und Behinderung der Uni Zürich (FSB) eine Verlängerung eingereicht.

Rund 40 Studierenden wurde eine solche um maximal fünf Monate bewilligt und sie betrifft nur die verspätete Abgabe der Liz-Arbeit. Wer noch Seminare offen hatte, ist definitiv zu spät. Wie viel Zeit die Betroffenen noch zur Verfügung bekommen, wurde individuell austariert. Mehr als fünf Monate Schonfrist gibt es aber sowieso nicht. Dies, weil die Abschlussarbeit zur Prüfung mindestens einen Monat vor dem ultimativen Prüfungstermin in einem halben Jahr eingereicht werden muss.

Die Verlängerung stört einige Profs, die schon jetzt genug haben von der zusätzlichen Arbeitsbelastung, die die letzten Lizprüfungen dieses Semester mit sich bringen. Hinter vorgehaltener Hand hört man den Vorwurf, dass das Ende des Liz jetzt einfach noch einmal unnötig hinausgezögert würde.

Alles gesetzeskonform

Olga Meier-Popa, Leiterin der FSB, erläutert das Vorgehen der Fachstelle. Die Studierenden mit Behinderung beziehungsweise chronischer Krankheit haben einen Rechtsanspruch auf Nachteilsausgleich. Dieser bestand in der verspäteten Abgabe der Liz-Arbeit: «Von Krebs über Multiple Sklerose zu Migräne ist alles dabei. Vom Alter und der Studienrichtung her waren die Anträge sehr durchmischt.» Durchschnittlich seien die Studierenden seit 2001 eingeschrieben, einige aber auch schon über 20 Jahre. Dass das die Profs generell überlaste, würde sie nicht sagen. Einzelne Prüfende seien sogar froh gewesen, dass nicht alle dieses Semester ihren Abschluss machen wollten, sagt Meier-Popa.

Unnötige Verzögerung?

Die Fachstelle stellte 47 Anträge ans Dekanat der Philosophischen Fakultät. Mit dem Vorwurf der unnötigen Verzögerung konfrontiert, entgegnet das Dekanat, dass man sich an den gesetzlichen Rahmen des Nachteilsausgleichs bei Behinderung halte. Zudem seien nur Gesuche bewilligt worden, bei denen nur noch eine Studienleistung, die Lizarbeit, zum Abschluss und damit zur Anmeldung für die Prüfungen im Herbstsemester fehlt.

Dass das Semester an der Substanz zehrt, zeigte sich unlängst in der Spätmittelalter-Vorlesung von Professor Teuscher. Weil er verhindert war, musste die Vorlesung vergangene Woche ausfallen. Es war kein Ersatz aufzutreiben. Grund: Liz-Stress. Auch die mit drei Vollzeitstellen besetzte Fachstelle Studium und Behinderung machte Überstunden. Der schwache Trost für alle, die das Liz ins Grab begleiten: Bis Ende Jahr sinkt der Stresspegel in der Geisteswissenschaft endlich auf Bologna-Niveau. Und bleibt dort.