Wyss mit Vertretern der Uni und der ETH: Champus für die Forschung! Josef Kuster

Ein Mäzen für Zürich

Der zweitreichste Schweizer spendet Uni und ETH 120 Millionen Dollar.

23. Februar 2015

Weihnachtszeit ist Geschenkezeit. Über eine besonders reiche Bescherung konnten sich Ende letzten Jahres die ETH und die Uni Zürich freuen. Sie erhielten von Gönner Hansjörg Wyss nicht weniger als 120 Millionen US-Dollar für den Aufbau eines neuen Forschungszentrums. In Schweizer Franken umgerechnet sind dies 116 Millionen. Diese Summe soll das Zentrum während der ersten sieben Jahre finanzieren. Heissen soll es «Wyss Zurich». Das Wirtschaftsmagazin Forbes hat das Vermögen des Spenders dieses Jahr auf 11,4 Milliarden geschätzt. Damit ist er der zweitreichste Mann der Schweiz – für solche Zuwendungen muss er also bestenfalls in die Portokasse greifen. Für die Uni bedeutet die Spende aber einen wahren Segen, da sich das übliche Spendenvolumen zwischen 50 und 100 Millionen Franken pro Jahr bewegt. Doch welchen Zwecken wird die grosszügige Schenkung zugute kommen?

Forschungszentrum

Nach Aussagen von Simon Hoerstrup (auf dem Bild links), Direktor des neu gegründeten «Wyss Zurich», soll das Zentrum die schnellere Umsetzung von Erkenntnissen aus der medizintechnischen Forschung in die praktische Anwendung fördern. Die Forschungsbereiche werden unter anderem regenerative Medizin, Stammzellenforschung und Robotik umfassen. So soll es in einigen Jahren beispielsweise möglich sein, künstliches Gewebe und Organe heranwachsen zu lassen und zu verpflanzen. Konkret geplant sind bereits vier Projekte. Es sind dies: «Zurich Eye» (Drohnen), «Zurich Liver» (Herstellung von Lebern ausserhalb des Körpers), «Zurich Heart» (Entwicklung von Herzpumpen) und «Zurich Life Matrix» (künstliches Gewebe). Am Standort ETH wird das Zentrum von Roland Siegwart (auf dem Bild rechts) geleitet.

Schon früher spendabel

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Wyss gegenüber Universitäten spendierfreudig zeigt. So rief er 2009 an der Universität Harvard mit einer Zuwendung von über 125 Millionen US-Dollar ein eigenes Biotechnik-Institut ins Leben. Mit einer ähnlichen Summe finanzierte er kürzlich in Zusammenarbeit mit Milliardärsgenosse Ernesto Bertarelli den Campus «Biotech» in Genf, auf welchem Forscher der Universitäten Genf und Lausanne sowie der ETH Lausanne zusammen arbeiten.

Es sind beträchtliche Summen, welche hier in neue Forschungsprojekte investiert werden. Damit sich das auch auszahlt, wird das «Wyss Zurich» eng mit der Industrie im Bereich der Medizinaltechnik zusammenarbeiten. Auf diese Weise soll der wirtschaftliche Nutzen der Forschung sichergestellt werden. ◊

Zur Person

Hansjörg Wyss kam am 19. September 1935 in Bern zur Welt. Er studierte Bauingenieurswissenschaften an der ETH Zürich. In den Sechzigerjahren studierte er zudem an der Harvard Business School in den USA. Nach dem Abschluss arbeitete er als Ingenieur – unter anderem bei Chrysler. Ab 1977 war Wyss Präsident des amerikanischen Medizintechnikunternehmens «Synthes». Er blieb in dieser Position, bis er seine Anteile 2012 an das Unternehmen Johnson & Johnson verkaufte. Er hält drei Ehrendoktortitel: an der Uni Basel, der Uni Zürich und der ETH Lausanne. Wyss hat letztes Jahr mit der Äusserung für Aufregung gesorgt, die Zuwanderungsinitiative der SVP bringe nur Probleme mit sich. Sonst hält sich der Mäzen gerne im Hintergrund.