Chronik der Unruhe
Zürich im Ausnahmezustand: was 1980 geschah.
«Subito, susch tätschts!» Unter diesem Leitspruch rollte die Zürcher Jugendbewegung während zweier Jahre über die Stadt. Von 1980 bis 1982 wurden Häuser besetzt, Demonstrationen organisiert und auf Autoritäten wie die Uni
gepfiffen. Die Jugendlichen forderten mehr kulturellen Freiraum. Ihrer Meinung nach hatte es für sie keinen Platz in der Stadt – gefördert werde nur die Elite. Am 30. Mai 1980 eskalierte der Konflikt, als eine Demonstration gegen den Opernhaus-Kredit in Höhe von 60 Millionen Franken eskalierte. Die Demonstrierenden schmissen Pflastersteine auf die Polizei, diese richtete ihre Wasserwerfer gegen die Menge, der Geruch von Tränengas lag wie Smog über der Stadt. Dieser Krawall sollte als «Opernhauskrawall» in die Geschichte eingehen. Nach dem 30. Mai gab der Stadtrat nach und genehmigte ein Autonomes Jugendzentrum (AJZ). Dieses wurde jedoch während seines zweijährigen Bestehens immer wieder von der Polizei geräumt. Eine Gewaltspirale zwischen der Polizei und den «Bewegten» folgte. Im Jahr 1981 erschien der Film «Züri brännt», der die Ereignisse aus der Sicht der Jugendlichen zeigt.
An den Zahlen ist das Ausmass der Unruhen zu erkennen: Bis zum Ende des Jahres 1981 wurden 3'874 Menschen verhaftet, 54 mussten längere Gefängnisstrafen absitzen, 164 Strafanzeigen gegen Polizeibeamte wurden eingereicht, und der Sachschaden betrug über 7 Millionen Franken.