Das «Rolex Learning Center» an der EPFL. Mikado1201 (CC, Wikimedia)

Schweizer im Vorteil

Die ETH Lausanne will die Zulassung von ausländischen Studierenden

28. November 2014

begrenzen. Das Vorhaben erntet Kritik.

Beinahe jede zweite Person, die an der ETH Lausanne studiert, kommt aus dem Ausland. Der Raum zum Lernen wird immer knapper. Deshalb will man künftig weniger ausländische Studierende bei den Bewerbungen zum ersten Semester zulassen. Wie kommt es, dass die internationalste Hochschule der Schweiz weniger Ausländerinnen und Ausländer auf ihrem Campus haben will? Noch im Jahresbericht 2013 wurde das Motto «global denken, lokal handeln» festgeschrieben. Diese Globalität ist jedoch durch die Einführung einer Quote gefährdet. Wird die Universität an Innovationsgeist, frischen Ideen und internationalem Austausch verlieren?

Undemokratisch

Beim Verband der Studierenden Schweiz (VSS) machen sich Sorgen breit. «Die ETH Lausanne wird direkt darunter leiden, da sie weniger Nachwuchs aus der eigenen Hochschule haben wird», meint Dominik Fitze, Vorsitzender des Verbandes. «Wir finden den Antrag, dass die Hochschule selbst über die Zulassungsbeschränkungen bestimmen kann, undemokratisch. Damit wird die Entscheidung über Zulassungsbeschränkungen nicht mehr politisch gefällt – sondern aufgrund von sogenannten administrativen Sachzwängen.» Weiter zeigt er sich enttäuscht darüber, dass nicht mehr Geld in neue Infrastruktur investiert wird. «Die offensichtliche Lösung wäre es doch, mehr Räume zu schaffen. Stattdessen will man das Schweizer Hochschulsystem in seiner grundsätzlichen Funktionsweise ändern.»

Patrick Aebischer, Präsident der ETH Lausanne, rechtfertigt die Reform gegenüber der NZZ: «Wir wollen keine Massenuniversität sein.» In den letzten zehn Jahren hat sich die Anzahl der Studierenden an der Hochschule verdoppelt. Ein hohes Bildungsniveau könne bei den aktuell vorhandenen Kapazitäten nur erhalten werden, wenn in Zukunft stärker selektiert wrd, so der ETH-Lausanne-Präsident. Zurzeit sei dies zwar ab dem zweiten Studienjahr möglich, nütze aber nur wenig, weil der grösste Andrang im ersten Semester stattfände.

Unter den Schweizer Studierenden besteht dabei laut Aebischer durch die Maturität bereits eine genügende Selektion. Das bewährte System wolle man nicht antasten. «Dies steht nicht zur Debatte».

Das vermeintliche Traditionsbewusstsein könnte anders gelesen werden: Denn die ETH Lausanne würde das Risiko eingehen, ein kleineres Budget vom Bund zu erhalten, wenn sie nicht mehr alle Schweizer Studierenden aufnähme.

Fachkräfte erwünscht

Bildungsausländerinnen und Bildungsausländer sind für die Schweizer Wirtschaft jedoch zentral, da das Fachwissen zu den wichtigsten Ressourcen gehört. Zudem bleibt laut dem Bundesamt für Statistik der grösste Teil der hier ausgebildeten Fachkräfte im Land und arbeitet in der lokalen Wirtschaft. Diese Zuwanderinnen und Zuwanderer tragen also zum Wohlstand der Schweiz bei.

Durch die Zulassungsbeschränkung wären die ausländischen Bewerberinnen und Bewerber im Nachteil gegenüber denen mit einer Schweizer Matur. Es bleibt offen, wohin mehr Selbstbestimmung die ETH Lausanne führen wird. Das Eidgenössische Amt für Wirtschaft, Bildung und Forschung hat nun zu entscheiden, ob es in Zukunft mehr Selektion an den beiden ETHs geben wird. Ein Entscheid wird frühestens 2017 erwartet.