Aus der Wanderausstellung: Käfele für gleiche Rechte? Nina Fritz

Mehr Frauen!

25 Jahre Gleichstellungsarbeit an der Uni Zürich. Vieles wurde erreicht – gleiche Chancen jedoch nicht.

28. November 2014

Es wird viel über Gleichstellung diskutiert. Schaut man sich im Lichthof der Universität Zürich um, scheint es sie wirklich zu geben. Heute sind fast zwei Drittel aller Studierenden weiblich. Doch: je höher der akademische Grad, desto geringer der Frauenanteil. In der Professorenschaft ist lediglich jeder fünfte Posten von einer Frau besetzt.

Der Ausstieg von Forscherinnen aus dem Karriereprozess wird auch mit der Bezeichnung «leaky pipeline», also undichte Leitung, beschrieben. Elisabeth Maurer, Gleichstellungbeauftragte der Uni Zürich, vermutet, dass einige Frauen auf Leitungspositionen verzichten, weil sie pragmatisch denken. Der Weg zur Professur ist lang und bietet keine Garantie für eine Festanstellung. Spätestens wenn es darum geht, Kinder zu kriegen, entscheiden sich viele für einen sicheren Job und pokern nicht auf einen Lehrstuhl.

Das Dichten der «leaky pipeline» sei wichtig, da sonst viel Talent verschwendet würde. Silja Häusermann, Ordinaria am Institut für Politikwissenschaften, meint, dass gerade die Talentiertesten auch andere Karriereoptionen hätten. Weiter sei es positiv, wenn Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven an einem Projekt arbeiten, findet Andreas Heinemann, Jus-Professor und Mitglied der Gleichstellungskommission.

Chancengleichheit

Auf Basis des Bundesprogramms Chancengleichheit erarbeitete die Abteilung Gleichstellung (AGL) in den letzten Jahren den «Aktionsplan Chancengleichheit». Fast zehn Millionen Franken stellt der Bund dafür zur Verfügung. Das Ziel ist es, ein Viertel Professorinnen, 40 Prozent Assistenzprofessorinnen und mehr Frauen in den Leitungsgremien zu haben.

Zum ersten Mal hielt die Unileitung 1989 schriftlich Gleichstellungsforderungen fest. Dies geschah auf Druck einiger Profesorinnen. Es folgte die Gründung der Abteilung Gleichstellung und der Gleichstellungskommission (GLK). Zum 25-Jahre-Jubiläum hat die AGL nun eine Ausstellung konzipiert, die durch verschiedene Stationen an der Uni führt. Seit 1989 hat sich einiges getan. Wie Maurer erläutert, sind inzwischen die rechtlichen Grundlagen für die Chancengleichheit geschaffen. Nun gehe es ans Gestalten.

Familie geht alle an

Zu den Hauptzielen des Aktionsplans gehört die Weiterverfolgung der institutionellen Verankerung der Chancengleichheit. Weiter muss bei Berufungs- und Auszeichnungsverfahren die Benachteiligung aufgrund des Geschlechts überwunden werden. Ulrike Müller-Böker, Professorin für Humangeografie, meint: «Die Chance, als Doktorand eine Auszeichnung zu bekommen, ist doppelt so hoch wie für eine Doktorandin.» In den Berufungsverfahren werde zudem die Pflicht zur Hervorhebung der weiblichen Bewerberinnen oft vernachläsigt, so Heinemann. Weiter sollen Familie und Karriere noch kompatibler gemacht werden. Hierzu bestätigt Maurer, dass seit kurzem Versuche mit Teilzeitstellen gemacht werden, die nicht nur an Frauen, sondern auch an Männer vergeben werden. Die Familienfrage sei heute ja eine Eltern- und keine Frauenangelegenheit mehr.

Seit 1989 wurde viel erreicht. Doch für Elisabeth Maurer ist klar, dass man das Ziel, die echte Gleichstellung, nicht aus den Augen verlieren dürfe. Die Entwicklung gehe jedoch in die richtige Richtung, findet Andreas Heinemann: «Der Wandel der Terminologie von Gleichberechtigung zu Gleichstellung macht deutlich, dass der Ansatz heute aktiver ist.»