Das «unikum»-Cover der Ausgabe März 2013 zum Thema Heimatland

Journalistische Grabenkämpfe

Das Berner Studierendenmagazin Unikum ist bald Geschichte. Dafür konkurrieren zwei neue Publikationen um die Leserschaft.

28. November 2014

Zuerst wurde sie in rote Boxen verbannt. Dann wurde ihre Auflage halbiert. Und am Ende wollten sie einige gar ganz abschaffen. Die Berner Studierendenzeitung Unikum befriedigte in den letzten Jahren unter der Schirmherrschaft der StudentInnenschaft der Universität Bern (SUB) kaum jemanden. Sie stiess auf wenig Interesse bei der Leserschaft, die SUB zahlte drauf und die Redaktion konnte sich journalistisch nicht ausleben.

Die durch den Studierendenrat gewählten und monatlich mit knapp 500 Franken entlöhnten Schreibenden mussten selbst in den Redaktionssitzungen eine Aufsicht dulden. Politische Statements ausserhalb des Uni-Geschäfts waren grundsätzlich unerwünscht. Wollten die Redakteurinnen und Redakteure kritisch schreiben, befanden sie sich schnell in einer Grauzone. Dies schränkte die journalistische Arbeit ein.

Auflagenhalbierung

Es war der Anfang vom Ende. Als Sparmassnahme hatte die SUB 2010 beschlossen, den Versand des Magazins einzustellen und die Distribution durch Zeitungsboxen abzuwickeln. Die Massnahme zeigte sich knapp ein Jahr lang wirtschaftlich erfolgreich – bis auch die Werbepartner absprangen. So schrieb das Magazin 2012 schon wieder Verluste im mittleren fünfstelligen Bereich, obwohl man sich den Versand sparte. Dafür musste die Redaktion die vielen übrig gebliebenen Exemplare in den Boxen zählen, welche mit einer fremden Publikation geteilt wurden. Jonathan Stauffer, zuletzt Chefredaktor des Magazins, schildert: «Manchmal mussten wir die Boxen umdrehen, damit unser Magazin überhaupt greifbar war.» Auch die Halbierung der Auflage von 10'000 auf 5000 in diesem Jahr brachte nur eine relativ geringe Linderung der Kosten.

Redaktion zurückgetreten

In den letzten Ausgaben fielen dann die zahlreichen Webeartikel der SUB ins Auge, welche das Redaktionsteam im Gegenzug für die Finanzierung veröffentlichen musste. Diese Umstände führten schlussendlich zum Zerwürfnis. Die Redaktion trat geschlossen zurück und im Rat wurden verschiedene Varianten eines neuen «SUB-Mediums» besprochen. Zur Diskussion stand bis zuletzt auch ein Amtsblatt in Briefform, das die Studierendenschaft knapp über die Ratsgeschäfte informieren sollte. Mitte November nahm eine klare Mehrheit einen anderen Vorschlag an. Maurice Lindgren, Präsident der Kommunikationskommission (Komkom), sieht ein Medium vor, in dem die SUB sowie eine unabhängige Partnerorganisation je einen klar bezeichneten Teil haben. «Davon erhoffen wir uns eine höhere politische Brisanz und bessere journalistische Qualität», so Lindgren. Die Redaktion, welche nicht unbedingt aus Studierenden bestehen müsse, sei einzig verpflichtet, sich an die studentische Leserschaft zu wenden und die Beiträge der SUB abzudrucken.

Die ehemalige Redaktion will sich nicht mit einem solchen «Hybrid» abfinden. Dafür verzichtet sie künftig auf Entlöhnung. Der neu gegründete «Studentische Presseverein an der Universität Bern» will noch im nächsten Jahr eine unabhängige Publikation veröffentlichen, «von Studis für Studis». «Zudem wollen wir auch einmal die Möglichkeit haben, uns in aus­seruniversitären Geschäften politisch zu äussern», fügt Stauffer an.

Beide Publikationen sollen den Uni-Angehörigen in Zukunft wieder zugeschickt werden. Zudem wollen beide eine neue journalistische Qualität erreichen. Im nächsten Jahr wird sich zeigen, welches Blatt die Studis überzeugen kann.