Der Master: Nichts weiter als der Bachelor im Mäntelchen? Hannah Raschle

Büezen nach dem Bachelor

Wer nach dem Abschluss leicht einen Job findet, wartet erstmal mit dem Master.

28. November 2014

Kamil schloss 2012 seinen Bachelor in Politik und Publizistik ab. Danach wollte er erst einmal eine Pause einlegen. Während des Studiums hatte er in der Maag Event Hall Bands betreut. Mit Glück konnte er nach dem Bachelor eine Vertretung als Product-Manager bei Universal Music übernehmen und erhielt eine Festanstellung. Kamil ist nur einer von vielen, die nach dem Bachelor-Abschluss nicht in Zürich weiterstudieren.

Seit der Bologna-Reform ist der Eintritt in die Berufswelt bereits nach drei Jahren Studium möglich. Besonders Abgängerinnen und Abgänger der Wirtschafts- sowie der Sozialwissenschaften entscheiden sich häufig für diese Option. «Hier hängt der Rückgang weniger mit der Beliebtheit des Masters zusammen, als vielmehr mit der Tatsache, dass für Bachelorabsolvierende Einstiegsmöglichkeiten im Arbeitsmarkt existieren», so Stefan Gerig, Leiter der Studien- und Laufbahnberatung im BIZ Oerlikon.

Mehrwert des Masters?

Wie sieht es mit den anderen Fakultäten aus? Vier von fünf Bachelor-Studierenden der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen und der Theologischen Fakultät machten 2013 einen Master an der Universität Zürich. An der Medizinischen und der Rechtswissenschaftlichen Fakultät schrieben sich beinahe alle Bachelor-Studierenden 2013 für einen Master in Zürich ein. Diese Zahlen bestätigen die Beobachtungen von Gerig. Wie Kamil wollen viele Studierende aus theoretischen Fachrichtungen nach dem Abschluss praktische Arbeitserfahrungen sammeln und nicht gleich weiterstudieren.

Am 15. September dieses Jahres begannen rund 26'500 Studierende das neue akademische Jahr. Die Hälfte steckte in einem Bachelorstudium, ein Viertel im Master und fast ein Fünftel im Doktorat. Es gibt also verhältnismässig wenige Masterstudierende. Dies könnte auch am «Cross-Listing» liegen: An der Philosophischen Fakultät konnten die meisten Lehrveranstaltungen bisher von Studierenden aus beiden Stufen gebucht werden. Hier ist es schwierig, den Mehrwert eines Masters zu sehen. Die Philosophische Fakultät hat reagiert und das «Cross Listing» kürzlich abgeschafft. Andreas Jucker, Dekan der Philosophischen Fakultät, findet, dass die Trennung von Bachelor und Master einen zentralen Teil der Qualitätssicherung für das Studium darstellt.

Vom Bachelor in die Praxis

Nach zwei Jahren Berufserfahrung will Kamil nun weiterstudieren. Er hat sich an der University of Westminster in London für den Master of Music Business Management beworben. Auf die Frage, ob sein Bachelor ihm bei seiner Arbeit geholfen hat, obwohl er nichts mit der Musikbranche zu tun hat, antwortet er: «Fachspezifisch war vor allem das Nebenfach Publizistik nützlich.» Gewisse Methoden und Anwendungen wie etwa Media Control verwende er heute eins zu eins in seiner Arbeit. Die Zahlen bestätigen die Vermutung: Wer Theorie studiert, möchte nach dem Bachelor arbeiten gehen. Wer eine zielführende Ausbildung wie ein Medizinstudium absolviert, braucht keine praktischen Erfahrungen nach den Bachelor.