Wie Astrophysiker den Himmel über Zürich sehen. ics.uzh.ch

In fremden Hörsälen: Planeten und Aliens

Ben Moore, der bekannte Professor für Astropyhsik und Kosmologie an der Uni Zürich hält eine Vorlesung über «Planeten und Aliens». Eine Stunde Astrophysik aus Sicht eines Soziologiestudenten.

7. November 2014

Trotz des doch auch für Langschläfer moderaten Vorlesungsbeginns um drei Uhr nachmittags haben sich nur wenige Studierende in den kleinen, etwas entlegenen Vorlesungssaal am Zentrum Irchel verirrt. Gerade reine Science-Fiction-Aficionados könnten hier auch fehl am Platze sein. Denn: der wissenschaftliche Anspruch der Veranstaltung ist hoch.

Es wird versucht, grundlegende und weltbewegende Fragen wie die nach dem Ursprung des Universums oder eben jene nach der Entstehung der Erde mithilfe mathematischer und physikalischer Modelle zu beantworten. Ben Moore, Professor am Zentrum für theoretische Astrophysik und Kosmologie an der Uni Zürich und das wohl bekannteste Gesicht der Fachschaft, ist die Begeisterung für sein Thema schon zu Beginn der Vorlesung anzumerken. Er nimmt sich viel Zeit für Ausführungen über Supernovas und Sternenasche, von schwarzen Löchern und der grundlegenden Bedeutung chemischer Zerfallsprodukte erloschener Sterne für die Entstehung von intelligentem Leben.

Geistige Verschnaufpausen

Nach zehn Minuten lege ich die erste geistige Verschnaufpause ein, um mir das bisher Gehörte kurz zurechtzulegen: Sternenstaub aus weit, weit entfernten Galaxien ist also Bestandteil eines jeden Menschen? Selbst wenn das in wissenschaftlicher Hinsicht komplett falsch wiedergegeben sein sollte, inspiriert mich der Gedanke so sehr, dass ich am liebsten einen Song dazu schreiben würde. Allerdings komme ich zu dem Schluss, dass das andere vor mir auch schon gemacht haben, und ich sowieso musikalisch unbegabt bin.

Ebenso wenig wurde ich mit einer aussergewöhnlichen Konzentrationsfähigkeit gesegnet: in der Zwischenzeit ist die Vorlesung doch tatsächlich fortgesetzt worden, ohne dass ich ihr ein grösseres Mass meiner Aufmerksamkeit entgegengebracht hätte! Professor Moore erläutert gerade die Spezifitäten computergestützter Simulationen von Universumsverläufen (ist genauso kompliziert wie es tönt), wofür sogar eigens für diesen Zweck gebaute Supercomputer zum Einsatz kommen. Ob man auf denen auch gamen kann? Da ich nicht davon ausgehe, dass in den Computerlaboren der Uni ausgedehnte Lan-Partys stattfinden, verkneife ich mir die Frage.

Wo bleiben die Aliens?

Sowieso wird es jetzt endlich mal Zeit, dass Moore auf die verschiedenen Formen extraterrestrischer Lebewesen zu sprechen kommt, die ja immerhin im Vorlesungstitel versprochen werden! Stattdessen ist der Dozent wieder bei der Vergänglichkeit von Sonnensystemen angelangt. Unser eigenes wird demnach noch einige wenige Milliarden Jahre bestehen, bevor unsere Sonne dann auch in einer Supernova endet, wobei auch die Erde verglühen und aus den ewigen Weiten des Universums verschwinden wird.

Der Gedanke daran scheint den Professor allerdings nicht wirklich zu rühren, mehr hat er dafür mit den Symptomen einer verschleppten Erkältung zu kämpfen, weshalb er sich schon nach nur einer Stunde wieder nach Hause ins Bett verabschiedet. Und was ist jetzt mit den von mir sehnlichst erwarteten Aliens, ausserirdischen Formen intelligenten Lebens, die auf ähnlichem Wege wie der Mensch entstanden sein könnten? Professor Moore endet mit dem Versprechen, in der nächsten Lektion auf sie eingehen zu wollen. Astrophysik und evolutionsbiologische Exkurse? Wahrscheinlich gibt es das nächsten Dienstag am Unizentrum Irchel. Wenn der Professor gesund ist, jedenfalls.

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Prof. Dr. Ben Moore: «Planets and Aliens»

Wann: Dienstags, 15.00-17.00 Uhr (HS 14)

Wo: Raum Y35-F-32 (Uni Irchel)

Sprache: Englisch