Das neue Cover der Rosa gibt sich kämpferisch.

Was heisst es, Feministin zu sein?

Die wiederbelebte Zeitschrift «RosaRot» sucht nach Antworten.

25. Oktober 2014

Eine Rettung im allerletzten Moment: Rosa, die studentische «Zeitschrift für Geschlechterforschung», galt als tot. Im «NZZ Campus» war schon ein Nachruf zu lesen: «Schwarzer Tag für Rosa», titelte das Blatt im September 2013. Doch just in diesem Moment übernahm ein Team aus neun Studentinnen die Studierendenzeitung und belebte sie wieder. Eben ist die Nummer 47 erschienen, nicht etwa die Nummer 1, denn die neue Rosa knüpft an die Geschichte der alten Zeitschrift an. Neu ist aber der Name «RosaRot» , welcher für politische Dimension des Blattes steht. Diese wurde in der Vorgängerpublikation weniger gewichtet, die Wissenschaft stand im Zentrum.

Die aktuelle Nummer der Zeitschrift kommt nicht nur ästhetisch kunstvoll daher, sie soll auch einen hohen Anspruch erfüllen. Geht es nach ihren Retterinnen, soll sie in vielerlei Hinsicht Brücken schlagen: zwischen der Uni und «draussen», zwischen Generationen (von Feministinnen) und zwischen Theorie und Alltag der Geschlechterfragen. Was nützen die Theorien der Gender Studies, wenn keine und keiner so recht versteht, was es denn nun heisst, emanzipiert zu sein? Gerade deshalb enthält «RosaRot» neben wissenschaftlichen Essays nun auch andere Formate wie Gedichte, Cartoons und Fotografie.

Hitzige Diskussionen

«Du siehst gar nicht wie eine Feministin aus!» So reagierten männliche Gesprächspartner oft, wenn über «RosaRot» gesprochen wird, erzählen zwei der Redaktorinnen. Sie grinsen. Der Begriff Feminismus sei etwas unliebsam geworden, aber sie wollten sich dennoch nicht von ihm distanzieren. Vielmehr geht es den Redaktorinnen um die Frage: Was heisst Feminismus heute?

Die Suche nach Antworten füllt nicht nur die Seiten von «RosaRot», sondern auch die Gespräche in der Redaktion. Zurzeit wird das Blatt ausschliesslich von Frauen herausgegeben, so ist ihr Büro gleichzeitig auch ein Frauenraum, ein Ort, wo hitzige Diskussionen stattfinden. Sie seien zu einem unabdingbaren Teil des Projekts geworden. Aber was ist mit den Männern? Die Redaktorinnen sind sich grundsätzlich einig: Die sind auch willkommen. Gewisse Beiträge in der aktuellen Ausgabe stammen denn auch von männlichen Autoren. Das Team sei allen Interessierten gegenüber offen.

Ohne Werbung überleben

Die erste Ausgabe wurde an eine Reihe von Bibliotheken, Vereinen und Privatpersonen verschickt – in der Hoffnung, die Zeitschrift durch Abos finanzieren zu können. Unterstützung gewähren die Uni und das Gleichstellungsbüro des Kantons, Werbung will die Redaktion so lange wie möglich nicht drucken müssen. Trotzdem wird die neue im Gegensatz zur alten Rosa auch kostenlos aufgelegt.

Die Exemplare sind rar und das Titelblatt handgesprayt: Wer sich eine Rosa sichern will, muss sich also beeilen, denn die erste Auflage ist bereits vergriffen. Die zweite wurde eben gedruckt. ◊