Kranke kriegen Medikamente, Pharma und Forschung das Geld. Perfekt ist das System bei Weitem nicht. Ana Hofmann

These: Pharma steuern

25. Oktober 2014

Pharma steuern — Das Wissen an der Uni ist unser Wissen. Es gehört den Studierenden, den Forschenden, aber auch allen, die mit ihren Steuergeldern universitäre Forschung überhaupt möglich machen. Die Pharma­industrie soll sich nicht mit unserem Wissen bereichern können – aber faktisch ist dies heute der Fall. Wir werden bestohlen und bezahlen die Pharmaindustrie dafür, denn wir konsumieren ihre Medikamente. Wir haben ja keine Wahl. Die Politik unternimmt nichts, weil die Pharmalobby zu stark ist. Roche kauft sich in die Regierung ein; die Grenzen zwischen Politik und Pharma verlaufen fliessend. So hat Ruth Metzler zu Novartis gewechselt, nachdem sie ihr Bundesratsmandat abgegeben hatte.

Die Ungerechtigkeit geht weiter: Die Pharmaindustrie investiert nur noch gezielt in lukrative Forschungs­bereiche. Unrentable Krankheiten werden gar nicht erst erforscht. Pech hat also, wer ein Leiden hat, dessen Heilmittel nicht kommerzialisierbar ist. Die Konsumierenden werden doppelt abgezockt. Zuerst finanzieren sie die Forschung mit staatlichen Geldern; heraus kommt aber kein öffentliches Gut, sondern privates Wissen, mit dem viel Geld verdient wird. Von diesem sehen wir aber nichts – wir erhalten nur die Krankenkassen­rechnung. Genau hier, wo der Markt versagt, sollte der Staat eingreifen. Sinnvoll wäre, eine Forschungssteuer für Unternehmen einzuführen. Das Geld würde dann fair verteilt.