Kraftklubs «In Schwarz» ist nichts für Frida Gold, schnell beleidigte Fans oder Kuschelrock-Liebhaber.

Kraftklub – In Schwarz

25. Oktober 2014

Woher kommt denn jetzt plötzlich «In Schwarz»? Und wer ist diese neue Punkrock-Band eigentlich? Diese Fragen stellte sich die komplette Musikwelt im Mai dieses Jahres. Das damals veröffentlichte Video zur vermeintlich ersten Single «Hand in Hand» zeigt lediglich vier Jungs in Sturmmasken. Alle Versuche der Medien, sie vor die Linse oder das Mikrofon zu kriegen, schlugen fehl und auch die Facebook-Seite der Newcomer verriet nicht viel. Das Hamburger Elektropunk-Label Audiolith (Frittenbude, Saalschutz) hatte im Vorfeld verkünden lassen, dass die Neulinge bei ihm unterzeichnet haben. Es machte ordentlich Promo und veröffentlichte die erste Single.

Nach einigen Wochen des Rätselns performte die Band in der TV-Show «Circus Halligalli» von Joko und Klaas ihre Debütsingle. Mitten im Song riss sich die, Achtung, nun fünfköpfige Band die Masken vom Gesicht, und wie viele schon vermutet hatten, offenbarten sich die altbekannten Gesichter der Kraftklub Gang. Diesmal mit Frontmann Felix Brummer am Mikro. In der Undercover-Phase hatte sein Bruder Till, Bassist der Band, den Song eingesungen, um nicht direkt aufzufliegen. Nicht einmal ihr eigentliches Label «Universal» soll etwas gewusst haben. Ziemlich cool, muss man ihnen lassen.

Doch nicht allein dieser Stunt ist verantwortlich für den Erfolg des zweiten Studioalbums, «In Schwarz», der fünf Chemnitzer. Einigen Wenigen waren sie schon nach der 2010 erschienenen EP «Adonis Maximus» bekannt. Kraftklub entwickelte sich zum Geheimtipp unter Musikliebhabern. Bald darauf wurde auch Universal auf sie aufmerksam. Im Januar 2012 liessen sie dann mit ihrem Debütalbum «Mit K» Kritiker verstummen und stürmten an die Spitze der Charts. Plötzlich hörte jeder Kraftklub. Die fünf Jungs aus dem Osten wurden ins kalte Wasser des harten Musik-Business geschmissen und erlebten das Auftauchen aus dem Underground in den angeblichen «Mainstream». Die Erfahrungen, die sie in dieser aufregenden Zeit gemacht haben, sind in den ironischen (wie es sich für Kraftklub eben gehört) und vor allem ehrlichen Texten ihres sagenumwobenen, zweiten Albums zu erkennen.

Dieses besteht nicht nur aus Punk-Nummern, wie man nach «Hand in Hand» vermuten könnte, sondern verbindet Indie, Pop, Rock und mit dem Sprechgesang des ehemaligen Solo-Rappers Felix auch Rap. Fans von Casper können sich übrigens auch freuen, denn mit «Schöner Tag» liefert dieser ein Feature zum Album.

Hört sich alles ausgesprochen gut an, aber aufgepasst! «In Schwarz» ist nichts für Frida Gold, schnell beleidigte Fans oder Kuschelrock-Liebhaber. Man muss definitiv eine gros­se Portion Humor und Kondition mitbringen, denn dieses Album lässt dich springen und Luftschlagzeug spielen gleichzeitig. Wem der Kraftklub-Sound noch völlig neu ist, der/die wird sich wahrscheinlich erst einmal reinhören müssen. Lohnt sich aber meistens. Denn Kraftklub meistert die Hürde des zweiten Albums mit Bravour, bietet einen würdigen Nachfolger ihres Erstlings und beweist somit abermals, dass der Hype gerechtfertigt ist.