Trotz Betteln kommen Studierende nicht mehr in Seminare rein. Joséphine Marfurt

Exklusive Gästeliste

Am Historischen Seminar darf niemand mehr manuell ein­gebucht werden.

25. Oktober 2014

Das Historische Seminar (HS) der Universität Zürich hat dieses Semester die Macht endgültig an seinen Türsteher abgegeben: das Modulbuchungssystem. Wer nicht auf der Liste steht, kommt nicht ins Seminar. Dozierende dürfen niemanden mehr durch die Hintertür einschleusen.

Ein Seminar hat 30 Plätze, diese Zahl darf jetzt nicht mehr überschritten werden. Bisher entschieden die Dozierenden über Ausnahmen und konnten einzelne Studierende nachträglich einbuchen lassen. Nun dürfen keine zusätzlichen Teilnehmer mehr aufgenommen werden. Die Begründung des HS: Sonst könne keine gute Betreuung gewährleistet werden. Die Regel, dass 30 Plätze nicht überschritten werden dürfen, gab es schon länger. Doch die Profs erlaubten sich immer mal wieder Ausnahmen. Mit der Trennung von Bachelor- und Masterseminaren sei die strikte Durchsetzung der Regel notwendig, um Bachelorseminare nicht überborden zu lassen, erklärt Seminarvorsteher Sebastian Scholz. Die Konsequenz: Jetzt müssen einige Studierende in einem Seminar sitzen, das sie nicht interessiert.

Bevormundung

Tove Soiland, Lehrbeauftragte am HS, kritisiert die strengere Regulierung. «Ein Professor oder eine Professorin muss selber einschätzen können, wie er oder sie das Seminar gestalten will, sodass es produktiv bleibt.» Soiland erinnert sich an ihre Studienzeit in Zürich, als sie bei Rudolf Braun Seminare besuchte, in welchen 80 Teilnehmer sassen: «Ich fand die Betreuung immer ausreichend.» Lange war es am HS so, dass diejenigen Dozierenden, welche bei den Studierenden beliebt sind, bis zu 40 Besucher hatten – andere knapp zehn.

Die Beschränkung der Teilnehmerzahl sei jedoch demokratisch entschieden worden, erklärt Scholz. In der Seminarkonferenz sind die Stände sowie alle Professorinnen und Professoren vertreten. Aber Studierende berichten, dass auch einzelne von ihnen in Veranstaltungen klar durchblicken liessen, dass sie nichts von der neuen Regelung halten. Einige bedauerten, dass sie inte­ressierte Studierende nicht in ihr Seminar aufnehmen können.

Keine Bevorzugung

Ein weiterer Grund für die neue Policy sei die Fairness, erklärt Scholz. «Die Gleichbehandlung aller Studierenden liegt uns am Herzen.» Es dürfe nicht sein, dass Studierende bevorzugt werden, wenn sie ein gutes Verhältnis zum Dozierenden haben. Ob dies tatsächlich jemals ein Problem war, lässt Scholz offen.Dieses Semester musste das HS aber bereits Ausnahmen erlauben. Mindestens 15 Studierende wurden nachträglich in Seminare eingebucht, bestätigt Scholz. Dies vor allem, weil in der Alten Geschichte auf Bachelorstufe nicht genügend Lehrveranstaltungen angeboten wurden. Im nächsten Semester will das HS mehr Module anbieten, damit die Hintertür definitiv geschlossen bleibt. ◊