Es wird viel getrunken, gestarrt und geschwiegen: «Blind Dates» des georgischen Regisseurs Levan Koguashvili.

Blind Dates

25. Oktober 2014

Der georgische Lehrer Sandro sitzt mit einer ihm bisher unbekannten Frau in einem spartanisch eingerichteten Hotelzimmer. Er vermeidet den Augenkontakt. Nachdem er ihr zweimal ein Glas Wasser angeboten hat, schlägt sie ihn weinend mit einem Kissen. So sollte ein Blind Date im Normalfall nicht ablaufen.

«Blind Dates», der zweite Film des georgischen Regisseurs Levan Koguashvili, lebt zwar von skurrilen Szenen, soll aber eigentlich keine Komödie sein. Dafür ist er zu melancholisch. Die Komik ergibt sich durch die Beschreibung des georgischen Alltags. Es wird viel getrunken, gestarrt und geschwiegen. Unterhaltungen kommen über eine bestimmte Lautstärke nicht hinaus, die Charaktere erscheinen dadurch fast gleichgültig. Der Protagonist Sandro treibt dieses Verhalten auf die Spitze. Ohne Gefühlsregungen bewegt er sich durch Tiflis, die grau-braune «Stadt der vielen Balkone». «Der Junge hat Probleme», so das lapidare Urteil seiner Eltern, bei denen der 40-Jährige immer noch wohnt.

Fast glaubt man Sandro nicht, wenn er der aparten Friseuse Manana plötzlich und monoton seine Liebe gesteht. Die erwidert seine Gefühle. Das Problem: Ihr hitzköpfiger Ehemann Tengo wird aus dem Gefängnis entlassen. Durch ihn verstrickt sich Sandro plötzlich in eine skurrile Odyssee, die ihn schliesslich in eine halbzerfallene Plattenbausiedlung voller abchasischer Flüchtlinge führt.

Regisseur Koguashvili sagt selber, dass seine Filme wegen des speziellen georgischen Beigeschmacks ungewöhnlich wirken. «Blind Dates» ist tatsächlich ein ungewöhnlicher Film. Das fordert den Zuschauer, belohnt ihn dafür aber mit tiefen Einblicken in ein fremdes Land, von dem man bestenfalls weiss, dass dort vor ein paar Jahren noch ein Krieg um Südossetien tobte.

Blind Dates (2013): Ab 23. Oktober in ausgewählten Kinos in der gesamten Schweiz.