Auf ihrer Homepage ruft die Schweizer Liga gegen Vivisektion zum Protest gegen die geplanten Tierversuche auf.

Affen mit Elektroden im Hirn

Vor fünf Jahren wurden Tierversuche mit Primaten an der Uni eingestellt. Nun sollen sie wieder eingeführt werden.

25. Oktober 2014

Im September reichten Forschende des Instituts für Neuroinformatik der Universität und der ETH Zürich beim kantonalen Veterinäramt ein Gesuch ein, um Versuche mit Rhesusaffen wieder durchführen zu können.

Bei den geplanten Versuchen sollen Hirnfunktionen untersucht werden, die insbesondere bei psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie beeinträchtigt sind. Man verspricht sich davon Erkenntnisse für die künftige Behandlung dieser Krankheiten. «Zentral am geplanten Versuchsaufbau ist die Freiwilligkeit», erklärt Dr. Michaela Thallmair, Tierschutzbeauftragte der Uni. Die Affen werden sorgfältig trainiert, um freiwillig in den sogenannten Primatenstuhl zu steigen. Dort lösen sie Aufgaben am Computer, während Elektroden ihre Hirnströme messen. Diese wurden in einer OP unter Narkose ins Hirn implantiert. Laut Thallmair ist der Eingriff für das Tier nicht mit Schmerzen verbunden.

Zudem würden die Forschenden nur in dringenden Fällen auf Tierversuche zurückgreifen, erklärt Professor Daniel Wyler, Prorektor für Medizin und Naturwissenschaften der Universität Zürich. «Da wir kognitive Fähigkeiten nicht in einer Zellschale nachbilden können, stehen uns keine Alternativen zur Verfügung.»

Ethisches Tabu

Für Benjamin Frei von der Schweizer Liga gegen Vivisektion sind Tierversuche ein ethisches Tabu: «Bezüglich der Empfindungsfähigkeit stehen uns Säugetiere wie Primaten in nichts nach.»

Deshalb sei es unsere Pflicht, Tiere in unser Ethikverständnis einzubeziehen. «Wir dürfen Tiere nicht als Mittel zum Zweck instrumentalisieren – nur für einen eventuellen Nutzen für den Menschen.» Die Tierschutzbeauftragte Michaela Thallmair sagt hingegen, dass eine gute und sorgfältige Haltung der Versuchstiere nicht nur aus ethischen Gesichtspunkten zentral sei.

Wissenschaftlich repräsentative Ergebnisse setzten ein möglichst natürliches Umfeld voraus – und damit auch stressfreie Tiere. «An der Universität Zürich herrschen Standards, die strenger sind, als es das Gesetz vorschreibt.»

Alternativen

Die Mittel, welche ausgegeben werden, um nach Alternativen zur Forschung mit Tieren zu suchen, sind gering: Von den 100 bis 200 Millionen Franken, die jährlich für die allgemeine Forschung zur Verfügung stehen, fliessen nur etwas mehr als 500'000 Franken in die Stiftung «Forschung 3R». Diese forscht nach Ersatzmethoden für Tierversuche.

Das Anliegen hat auch in der Politik Gehör gefunden: Die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur hat dem Bundesrat 2012 ein Postulat überwiesen. Darin fordert sie die Regierung auf, Optionen für Alternativmethoden auszuarbeiten. Der Bericht des Bundesrats erscheint Anfang 2015. ◊