ZFF

Woher kommt der Hass?

Simon Jaquemets Film «Chrieg» zeigt realitätsnah und direkt die Welt rebellischer, jugendlicher Aussenseiter.

13. Oktober 2014

Matteo (Benjamin Lutzke), ein blauhaariger 16-Jähriger, hat Kommunikationsprobleme mit seinem Vater. Und auch mit allen anderen, wie es scheint. Als die Eltern nach einer ungeschickten Aktion Matteos streiten, wird er Nachts von zwei bulligen Männern aus dem Bett gezerrt und abgeführt. Wie ein Schwerverbrecher darf er keine Kleidung, oder sonst etwas packen, geschweige denn wird er informiert wieso und wohin er geschleppt wird. Angekommen auf der Alp, offiziell bekannt als Erziehungscamps, erlebt er eine schreckliche Überraschung: Nicht der Bauer, sondern die aus drei Jugendlichen bestehende Gang regieren den Bauernhof in idyllischer, abgelegener Landschaft. Das Camp hat mit Erziehung von kriminellen Jugendlichen nichts zu tun. Vielmehr wird dort die Kriminalität noch weiter zelebriert und ausgelebt.

Vier Adoleszente, pubertierende Jungs und ein Mädchen, das lieber ein Junge wäre, führen einen Chrieg gegen alles und gegen nichts. Spass und Gewalt gehen in der Gang Hand in Hand. Vor allem während ihren nächtlichen Tours durch die Stadt.

Die jugendlichen Laienschauspieler sind selbst von dramatischeren und extremeren Lebensgeschichten geprägt sind als mancher Erwachsener in seinem ganzen Leben je erlebt hat. Dies spürt der Zuschauer. Denn obwohl es fast nur Laien sind, sind die Figuren authentisch gespielt. Man glaubt, fühlt mit und schüttelt ab und an auch mal den Kopf.

Woher kommt diese ganze Gewalt und Hass auf die ganze Welt? Wer zieht das Leben auf der Alp einem «normalen» Leben in der Stadt vor? Sind es wir selbst, die gewisse Jugendliche so formen, durch Leistungs- Bildungs- und Anpassungsdruck? Auf der Alp sitzen jedenfalls vier Musterbeispiele von jungen Menschen, bei denen der Druck zu hoch und die Unterstützung zu klein war.

«Chrieg» kommt im Frühjahr 2015 in die Kinos und ist, obwohl manchmal ein bisschen langatmig, sehr empfehlenswert. Echte, ausdrucksstarke und nichts versteckende Bilder helfen über den eher kargen Dialog hinweg.