Editorial #4/14

Editorial

19. September 2014

Musse — Wir Studierenden hatten einen Sommer lang keine Uni. Jetzt sind die Semesterferien zu Ende, aber ich wette, dass fast niemand ausgeruht ist. Praktika, Sommerjobs, Weltreisen, das alles kostet Energie. Nichtstun ist eine Kunst, die wir ver­lernt haben. Wir fürchten die «leere Zeit», haben aber keine Angst davor, uns zu überarbeiten.

Die Studierenden von heute sind leistungsfähig auf allen Ebenen: an der Uni, im Job, im Sport. Aber warum tun sie sich das an? Dieser Frage sind wir in dieser ZS-Ausgabe nachgegangen. Dabei haben wir geschwitzt, gepumpt und herausgefunden, wie Ritalin funktioniert (ab Seite 14). Arbeiten scheint uns Studierenden leichter zu fallen als Erholung. Deshalb: Wo ist die Musse hin an der Uni? Musse wird heute oft gleichgesetzt mit dem «Life»-Teil der «Work-Life-Balance». Das ist trügerisch. Wir haben das Gefühl, wir entspannen uns im Wellness-Wochenende und tun unserem Körper etwas Gutes im Fitnesscenter. Aber eigentlich stellen wir nur unsere Schaffenskraft wieder her, damit wir am nächsten Morgen produktiver arbeiten können.

Wer Musse so ver­steht, unterwirft sich gleich wieder dem Nützlich­keitsgedanken, der unsere Arbeitswelt prägt.Wir strengen uns derart an, entspannt und fit zu sein, dass wir das Wichtigste vergessen: Musse verfolgt kein Ziel. Musse kommt dann, wenn man sie am wenigsten erwartet. Vielleicht bei der Lektüre dieser Zeitung.

Nina Kunz, Redaktionsleiterin