Theisohns Sci-Fi-Tipp: Star Maker
Star Maker — Irgendwo in der Nähe von London steht eines Nachts ein Mann auf einem Hügel und grübelt über den Zustand seines Ehelebens nach. Plötzlich sieht er die Erde unter sich verschwinden – und damit beginnt eines der spannendsten literarischen Experimente des 20. Jahrhunderts. Olaf Stapledons «Star Maker», ein in jeder Hinsicht epochemachender Roman, entführt kurzerhand die Seele seines Erzählers, um sie in die entferntesten Winkel der Galaxis reisen zu lassen. Im Zeitraffer verfolgt sie den Aufstieg und Niedergang unterschiedlichster planetarischer Zivilisationen und bildet sich dabei nach und nach zu einem kosmischen Bewusstsein aus, dem der Leser mit wachsender Verblüffung gegenübersteht.
Als einer der ersten fiktionalen Texte, die Hubbles These vom «expanding universe» verarbeiten und nicht nur naturwissenschaftlich, sondern auch kulturtheoretisch reflektieren, avanciert «Star Maker» zur Bibel der modernen Alienphantasie. Hier entsteht das Universum, das wir aus dem Golden Age der Science Fiction, aus Amazing Stories und aus Hollywood kennen: Neben den «other men», deren Zivilisation sich auf den Geruchssinn gründet, finden sich bei Stapledon unter anderem etwa Nautiloiden (Schiffartige), duale Rassen, Kompositwesen oder auch Pflanzenmenschen ein. Diesseits aller exotistischen Faszination aber steht hier am Ende das Nachdenken über die Verfasstheit unserer eigenen Spezies – und die Frage nach demjenigen, der dieses kosmische Schauspiel eigentlich zu verantworten hat.