Ist die Nachhaltigkeit bei der Unileitung in guten Händen? Nora Gsell

Sauberes Image

Bisher vernachlässigte die Uni das Thema Nachhaltigkeit. Nun tritt der erste Delegierte sein Amt an.

18. September 2014

In Zürich dauerte es schweizweit am längsten. Doch ab Oktober hat auch die Uni Zürich einen Delegierten für Nachhaltigkeit. Professor Lorenz Hilty übernimmt diesen Posten mit einem 25 % -Pensum. Doch die Universität hat lange gewartet, bis sie die Nachhaltigkeit institutionell verankert hat. Schwer verständlich, wenn man bedenkt, dass es sich um ein Prestigethema handelt.

Der Antrieb kam von einer kleinen Gruppe Studierender um Annuscha Wassmann, die seit 2013 die Nachhaltigkeitswoche organisiert. Mit Workshops und Veranstaltungen zeigt die Gruppe während einer Woche im Jahr auf, wie ein ökologisches Leben an den Hochschulen aussehen könnte. Es ist fraglich, ob der Delegiertenposten geschaffen worden wäre, wenn die Studierenden nicht dafür lobbyiert hätten. Zur Seite stand ihnen Prorektorin Andrea Schenker-Wicki, die als grosse Unterstützerin des Projekts gilt. 2013 bezeichnete sie die Nachhaltigkeitswoche gar als «inspirierend». Sie versprach, sich für den Delegiertenposten stark zu machen, und hielt Wort.

Unnötiger Posten?

Der neue Nachhaltigkeitsdelegierte Hilty, selbst Professor im Bereich Informatics and Sustainability Research, findet nicht, dass die Universität das Thema vernachlässigt hat. Die Umweltethik, die Psychologie und die Umweltökonomie forschten beispielsweise schon lange auf dem Gebiet. Hilty meint sogar, die Nachhaltigkeit erhalte so viel Aufmerksamkeit, dass sein Amt als Delegierter vielleicht gar nicht notwendig sei. «Doch ich will es nutzen, um die Hürden abzubauen, die heute noch die Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen erschweren.»

Für die Studierenden sollen nun jedes Semester zu einem Thema rund um die Nachhaltigkeit öffentliche Veranstaltungen angeboten werden. Zudem gibt es ab diesem Herbstsemester ein Modul zur Nachhaltigkeit im Studiengang der Umweltwissenschaften. Der Kurs wird für das Studium generale angeboten und kann daher von allen Studierenden besucht werden.

Antrieb aus der Studierendenschaft

Bei den Studierenden scheint das Bewusstsein für Nachhaltigkeit stärker ausgeprägt zu sein als auf der Leitungsstufe. In der zweiten Nachhaltigkeitswoche engagierten sich über 50 Studierende ehrenamtlich. Die treibende Kraft Annuscha Wassmann wird bei der nächsten Austragung nicht mehr dabei sein, da sie ihren Master nicht in Zürich absolvieren wird. Sie hat aber keine Angst, dass es ohne sie schlechter laufen wird. Die Nachhaltigkeitswoche sei in guten Händen. 2015 wird es motivierte Studierende brauchen, da das Projekt riesige Dimensionen angenommen hat. Bisher waren nur die Uni und die ETH beteiligt. Neu sind auch die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, die Pä­dagogische Hochschule und die Zürcher Hochschule der Künste dabei.

Das Thema Nachhaltigkeit hat sich langsam auf der obersten Ebene der Universität etabliert. Aber Flora Märki, Mitorganisatorin der Nachhaltigkeitswoche, meint, dass die Studierenden weiterhin eine wichtige Rolle spielen werden: «Ohne unseren Antrieb könnte die Nachhaltigkeit zu einer Frage der Imagepflege werden. Wir fordern jedoch, dass die Hochschulen längerfristig zu einer Verbesserung der Umstände beitragen.» ◊