La chambre bleue

18. September 2014

Für seinen fünften Spielfilm realisiert der Schauspieler und Regisseur Mathieu Amalric eine filmtechnisch gelungene Adaption des Kriminalromans «La chambre bleue» («Das Blaue Zimmer») von Georges Simenon. Mathieu Amalric selbst tritt auch in diesem Film auf und nimmt die Rolle eines bürgerlichen und faden Familienvaters namens Tony ein, der sich nach einer zehrenden Affäre mit der dominanten Andrée in einem Gerichtssaal wiederfindet. Aufrollend erzählt Tony dem Richter, dem Psychiater und seinem Rechtsanwalt die Geschehnisse der letzten Wochen rund um das blaue Zimmer. Der Spielfilm überzeugt auf narrativer Ebene. Dies vor allem wegen der geschickten Inszenierung von Tonys Erzählung, die eine unglaubliche Simultaneität zwischen Raum und Zeit schafft. Mit detailreichen und rekursiven Elementen, wie den gelungenen Kameraeinstellungen und der auffälligen Farbsymbolik, die bereits im Titel impliziert wird, erscheint «La chambre bleue» als ein filmtechnisch durchwegs komponierter und dichter Streifen, der zum Grübeln anregt. Allerdings enttäuscht der 2014 an den Internationalen Filmfestpielen von Cannes gezeigte Film hinsichtlich der Spannung. Zudem lässt er die Zuschauer, aufgrund des kompletten Verzichts auf Pathos, mit schlaff eingesetzten Wendepunkten mehrheitlich ungerührt zurück. Schauspielerisch fällt die Darstellerin von Andrée (Léa Drucker) auf, die die Rolle der Femme fatale gekonnt umsetzt. Mathieu Amalrics Leistung ist hingegen schwach, da er seiner Figur keinerlei Facetten verleiht. Obwohl bei «La chambre bleue» einige Lücken offen bleiben, ist der Plot des Films uninteressant und glänzt nur durch Amalrics filmtechnisches Geschick.

Wo: Kino Riffraff, Zürich. Verlosung: Gewinne 3 × 1 Bücher von Simenon «Das blaue Zimmer» und 1 × 2 Tickets für «La chambre bleue». Mail an: redaktion@medienverein.ch