Duell: Hormonelle Verhütung

Der wiederbelebte Klassiker. Neu mit historischen Persönlichkeiten.

18. September 2014

PRO: Cher

«Ich und die Pille haben zwei Dinge gemeinsam: Wir stehen für weibliche Eigenständigkeit und die Kirche lehnt uns aus moralischen Gründen ab. Ich tanze mit 68 Jahren noch halbnackt auf der Bühne, so what? Frauen sollen tun können, wozu sie Lust haben. Und die Pille hat ihren Teil dazu

beigetragen, dass dies heute möglich ist. Denn hormonelle Verhütung bedeutete für meine Generation Freiheit. Freiheit, selbstständig über den eigenen Körper zu entscheiden. Als ich 1965 mein erstes Album All I Really Want to Do herausgab, war die Pille gerade mal fünf Jahre auf dem Markt und wurde zunächst nur an verheiratete Frauen verkauft. 1968 verkündete der Papst, jeder eheliche Akt sei nicht sittlich, wenn er nicht der Fortpflanzung diene. Damals war ich 22 und dachte: Bullshit. Mit Sex verhält es sich wie mit dem Pop: Er ist zum Spass da. Und ungewollt schwanger zu werden, ist nicht lustig. Von 1000 Frauen, welche die Pille nehmen

, werden im Schnitt drei schwanger. Nur keinen Sex zu haben, wäre sicherer als die Pille; und das wäre wiederum gar nicht spassig. Sogar die Nebenwirkungen der Pille sind zum Vorteil der Frau: reine Haut, regelmässiger Zyklus und keine Monatsschmerzen.

Und im Ernst, was wäre die Alternative? Temperaturmessen? Da kann man gleich ein Kinderzimmer einrichten. Kondome? Reissen. Coitus Interruptus? Nicht sexy und zu riskant. Ich mag vielleicht aussehen wie 26, aber ich habe viel Erfahrung, wenn es um Sex geht. Schliesslich bin ich schon lange im Business und weiss: Safer sex sells. In sechs verschiedenen Dekaden habe ich einen Nummereins-Hit gelandet und in all dieser Zeit ist die Pille meine Nummer eins in Sachen Verhütung geblieben.

Das letzte Argument ist der Preis. Ich habe zwar 600 Millionen Dollar auf dem Konto, unter den Musikern übertrifft mich nur Paul McCartney. Aber auch ich komme aus bescheidenen Verhältnissen und weiss, wie wichtig die Kosten bei der Verhütung sind. Die Pille ist nicht nur sicher, sondern auch günstig, man kann sie ab neun Dollar im Monat haben. Das ist bezahlbar. Geschützter Sex dafür unbezahlbar.»

CONTRA: Steve Jobs

«Die Pille: Ein Segen? Die grosse Freiheit? Die Garantie für Eigenständigkeit? Wir sind die Wirkungen und Nebenwirkungen dieses angeblichen Wundermittels durchgegangen, haben die Produkte bis aufs letzte Molekül untersucht und hinterfragt, ob das Ganze wirklich eine gute Sache ist. Unser Ergebnis: Das Produkt ist Mist! There’s no sex in them anymore! Das fängt schon beim Design an. Habt ihr euch die Dinger mal angesehen? Das hätte der alte Bill Gates nicht schlechter machen können. Wo ist da das Lebensgefühl? Der Spass? Die Abwechslung? Das alles könnt ihr nur mit natürlichen Verhütungsmitteln haben.

Aber nicht nur das. Design ist ja nicht nur, wie es aussieht oder sich anfühlt. Design ist, wie es funktioniert. Und wir von Apple denken: Die Pille funktioniert überhaupt nicht. Habt ihr euch den langen Beipackzettel mit den Nebenwirkungen durchgelesen? Migräne. Click! Rückgang der Libido. Boom! Depressionen. Zack! It’s just disappointing! Wer tut sich denn sowas freiwillig an? Hinzu kommt die grosse Lüge der Bewahrung von weiblicher Eigenständigkeit. Gerade die Pille fordert durch ihre regelmässige Einnahme doch eine permanente Unterordnung!

Und wie ich schon 2005 in meiner Rede an die jungen Menschen in Stanford sagte: Eure Zeit ist begrenzt, also vergeudet sie nicht. Hütet euch vor Dogmen, denn sie fraglos zu akzeptieren, heisst nichts anderes, als sein Leben nach den Ansichten anderer Leute auszurichten. Habt den Mut, eurem Herzen und eurer Intuition zu folgen. Alles andere ist sekundär. And one more thing: Habt ihr euch schon mal überlegt, was passiert, wenn alle auf diesem Planeten hormonell verhüten würden? Dann würde es keinen Nachwuchs mehr geben. Wie viele Talente würden dadurch nicht geboren werden? Ich habe in meinem Leben mit vielen wunderbaren Menschen zusammenarbeiten dürfen. Und wenn ich mir vorstelle, dass es nur einen von ihnen wegen der Pille nicht geben könnte ... Insanely Bad! Also: Lasst euch nichts einreden, steht zu gutem, natürlichem, fortschrittlichem Sex. Oder wie ich es treffend ausdrücken würde: Stay hungry, stay foolish!»