Werden von der IGI vertreten: Studierende am Campus Irchel. Frank Brüderli, Universität Zürich

Mikrowellen statt Massenbewegung

Die Interessengemeinschaft Irchel ist zur stärksten Fraktion im VSUZH gewählt worden. In letzter Zeit ist es ruhig um sie.

5. Mai 2014

«Mikrowellen für den Irchel!» Was als Slogan zunächst komisch klingt, kam bei den Zürcher Studierenden an. Ausden VSUZH-Wahlen 2013 ging die Interessengemeinschaft Irchel (IGI) mit diesem Hauptanliegen als stärkste Fraktion hervor. Mit 14 Sitzen stellt sie nun rund einen Fünftel des Studiparlaments. Dort fallen die Vertretenden des zweitgrössten Unistandortes durch ihre sachbezogene Politik auf. Während sich andere Gruppierungen im Rat für weniger Studiengebühren oder für Solidarität mit Flüchtlingen engagieren, stehen bei der IGI eine Studi-Bar und ein ASVZ-Ruheraum am Irchel zuoberst auf der Agenda.

Es wurde leise am Irchel

Nicht alle, die die IGI letztes Jahr gewählt haben, sind heute mit ihr zufrieden. «Seit der Wahl hört man fast nichts mehr», meint etwa Chemiestudent Marco. Letztes Jahr habe sie noch viel Werbung für sich gemacht, doch jetzt sei die IGI nicht mehr so präsent. Darauf angesprochen sagt Servan Grüninger, Biologiestudent und Co-Präsident der Interessengemeinschaft: «Wir haben während den Wahlen in der Tat grosse Präsenz gezeigt. Danach haben wir uns aber vor allem um das gekümmert, wofür wir gewählt wurden: verlässliche Ratsarbeit.» Es sei leicht, mit radikalen Parolen oder Demonstrationen Aufmerksamkeit von aussen zu generieren. Worauf es aber ankomme, sei eine solide Vorstands- und Kommissionsarbeit.

«Mikrowellisierung» der Unipolitik

Pragmatisch und «ideologisch heterogen»: Das Leitbild ist schnell auf den Punkt gebracht. Hernani Marques von der Fraktion kritische Politik (kriPo) ärgert sich darüber. In der WOZ (23/13) sprach er von einer «Mikrowellisierung» der Unipolitik. «Die Fraktionen des VSUZH sollen sich für alle Studierenden einsetzen und gegenüber der Unileitung eine kritische Politik betreiben», meint Hernani.

«Das Verlangen nach Mikrowellen am Irchel war riesig. Also setzten wir uns dafür ein. Nicht alle können oder wollen sich die Mensa leisten», entgegnet Agneta Braun, Mitglied des VSUZH-Vorstands. Und die Fokussierung auf den Irchel liege bei der IGI schliesslich auf der Hand. «Wir möchten die Bedingungen für alle Studierenden am Irchel verbessern. Deshalb haben wir 2011 die IGI gegründet». Man wolle sich um die alltäglichen Probleme kümmern und keine Grundsatzpolitik betreiben, sagt die Biologiestudentin.

Politisches Profil schärfen

Die IGI ist nicht immer unpolitisch. Der VSUZH hat 2013 auf Initiative der IrchelFraktion eine Gleichstellungskommission eingerichtet. Das Gremium besteht aus sechs Mitgliedern und setzt sich dafür ein, dass die Geschlechter innerhalb des VSUZH gleichgestellt werden. Auch hat die IGI Position gegen die Webfilter bezogen, welche der Chaos Computer Club Zürich an der Uni entdeckt hatte. Das Bild der apolitischen IGI hat laut Agneta mit den Grundsätzen zu tun. «Im Gegensatz zur kriPo oder zu den Fraktionen, die einen Fachverein repräsentieren, vertreten wir einen Standort. Es geht darum mehr um Fragen der Infrastruktur.» Laut Julian Renninger, bis vor kurzem Co-Präsident des VSUZH, fährt die IGI damit nicht schlecht. «Solange sie ihren Standort vertritt und sich politisch nicht zu weit aus dem Fenster lehnt, wird die IGI auch wieder viel Zuspruch bekommen.» Trotzdem möchte die IGI an ihrer politischen Ausrichtung feilen. Momentan arbeitet sie ein Positionspapier aus, das ihr ein klareres politisches Profil geben soll. Eine schwierige Aufgabe, wenn man über 4000 Studierende vertreten will. Auf jeden Fall wird es dank der IGI an der Uni bald Mikrowellen geben. Vorerst jedoch nur im Hauptgebäude.