Die SIRecht wird gegründet- auf einer Dachterasse beim Apéro.

Die ausgeschlossenen JuristInnen formieren sich

An der Rechtswissenschaftlichen Fakultät gründet sich ein neuer Fachverein. Die Studentische Interessengemeinschaft Recht (SIRecht) geht aus dem Konflikt mit dem FV Jus hervor. Es sollen aber vor allem die Anliegen der Studierenden im Vordergrund stehen.

8. April 2014

Die Dachterrasse einer WG im Hochschulquartier an einem lauen Aprilabend: Das war die Kulisse für die Gründung der jüngsten Studierendenvertretung an der Universität Zürich gestern Abend. Und so kollegial die Runde war, so soll sie auch in Zukunft bleiben. Der neue JuristInnen-Verein setzt auf flache Hierarchien. Der Vorstand besteht aus 15 Personen, die notwendige Unterscheidung zwischen Passiv- und Aktivmitgliedern erfolgt mündlich. «Wir wollen ein Verein sein, der auch ohne Statuten funktionieren würde», sagt Co-Präsidentin Vanessa Fabris. Sie und Max Zickler, der die andere Hälfte des Präsidiums ausmacht, möchten dieses denn auch in Sekretariat umnennen; auch, da sie sich nur als MitinitiantInnen unter den Gründungsmitgliedern sehen. Der royale Name habe zudem keinen sexistischen Hintergrund, versichert Max, die weibliche Mehrheit des Vorstands habe sich dafür ausgesprochen.

Juristische Altlasten

Zwar betont Vanessa, dass man sich nicht als Trotzreaktion auf den FV Jus sehe, dennoch ist nicht abzustreiten, dass die SIRecht nur wegen der Abspaltung vom grossen Fachverein existiert. Man will einiges anders machen: Sie hätten die Statuten des FV Jus auf undemokratische Elemente durchforstet und gesäubert. «Unser Vorstand kann beispielsweise keinen Ausschluss beschliessen. Es gibt zudem keinen unbegründeten Ausschluss, sondern nur wegen „objektiv schwerwiegenden Gründen"», sagt Vanessa. Letzteres ist eine Anspielung auf den Rekurs zum Ausschluss aus dem FV Jus, den Max, Vanessa und fünf weitere Ex-Mitglieder mit dessen Vorstand anfangs Mai vor der Schlichtungsstelle verhandeln werden. «Das sind Altlasten, die wir so schnell wie möglich abtragen wollen», sagt Vanessa.

Starkes Wachstum angestrebt

Der Verein wolle sich vor allem darum kümmern, die Anliegen der Studierenden in die Fakultät einzubringen, wie Max sagt. «Das Problem mit dem FV Jus war, dass diese Anliegen nicht gehört wurden. Wir wollen aber nicht als Konkurrenz auftreten, sondern einfach unabhängig unser eigenes Ding machen.» Dennoch hoffen die zumindest dem Namen nach ritterlich anmutenden JuristInnen darauf, kräftig an Mitgliedern zuzulegen und den alten Fachverein dereinst vielleicht gar überflügeln zu können. Bis dahin wird es aber noch eine Weile dauern ­­­- auch weil der Verein fast ohne Budget startet. Man sei aber schon auf der Suche nach Sponsoren. Das Ziel sei aber nicht, gewinnorientiert zu arbeiten, sondern alles wieder zu den Studierenden zurückfliessen zu lassen. Auch Dienstleistungen des Vereins sollen zum Beschaffungspreis an die Studis weitergebenen werden. Die SIRecht will sich als Studentische Vertretung regulär akkreditieren lassen und mit den bestehenden Vereinen kooperieren. «Wir suchen die Zusammenarbeit mit den bestehenden Fachvertretungen und dem VSUZH», sagt Vanessa. Auch dies ein Gegensatz zum FV Jus, der gar die Gründung einer verfassten Studierendenschaft verhindern wollte. Eine Konsequenz daraus ist auch, dass statutarisch festgehalten ist, dass bei einer allfälliges Auflösung das Vereinsvermögen in den VSUZH fliesst.

Eine Stimme im VSUZH

Eine Interessenvertretung im Studierendenparlament ist dem Verein bereits sicher. Max sitzt als Ersatz für ein skalp-Mitglied seit neuem im Rat. Das Theater um Max und Moritz (Ex-Präsident FV Jus), der im VSUZH-Vorstand sitzt, wird damit voraussichtlich noch nicht seinen letzten Akt erreicht haben. Derzeit unterhält der neue Verein eine Facebook-Page, die schon fast 70 Likes hat. Eine Mitgliedschaft im neuen Fachverein kostet 30 Franken für reguläre Studierende, 10 Franken für Austauschstudierende pro Jahr. Das angebrochene Semester ist geschenkt. Den ersten öffentlichen Auftritt wird die SIRecht anfangs Mai an der VSUZH-Bar beim Hauptgebäude haben, die sie anderthalb Tage schmeisst. Weitere Events sind in Planung.