Servan Grüninger ist Co-Präsident der Interessengemeinschaft Irchel.

«Wir betreiben keinen Klientelismus»

Der Co-Präsident der Interessengemeinschaft Irchel antwortet auf die Forderung, die Fachvereine nicht mehr als Fraktionen im Rat zuzulassen.

4. April 2014

In der ZS 2/14 erschien ein Kommentar zum Skandal rund um den Fachverein Jus. ZS-Redaktor Pascal Ritter forderte, den Ausschluss der Fachvereine aus dem Studierendenparlament, denn sie seien undemokratisch, intransparent und betrieben Klientelismus. Auch die Interessengemeinschaft Irchel (IGI) wurde kritisiert, weil sie nicht klar sage, wofür sie stehe und so rechten Studierenden eine Tarnung biete. Nun antwortet Servan Grüninger. Er ist Co-Präsident der Interessengemeinschaft Irchel (IGI).

Mit Erstaunen und Bedauern habe ich den Kommentar zur Rolle der Fachvereine im Studierendenverband VSUZH zur Kenntnis genommen. Mit Erstaunen, weil ich von der grössten Studierendenzeitung des Landes eine weniger einseitige Stellungnahme erwartet hätte, und mit Bedauern, weil es sich beim Kommentar um eine mit Polemik, inhaltlichen Verzerrungen und Unwahrheiten gespickte Glosse handelt, die über der Hälfte der VSUZH-Ratsmitglieder die demokratische Legitimität abspricht und offen für eine Ideologisierung der Unipolitik wirbt.

Ich schreibe diese Zeilen als Co-Präsident der Interessengemeinschaft Irchel (IGI). Gegründet, um dem Standort Irchel eine starke Stimme in der Unipolitik zu geben, besteht die IGI mittlerweile aus Vertretern aller drei Standorte und vier verschiedener Fakultäten. Sämtliche Studienrichtungen der Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät (MNF) sind vertreten, zudem Medizin, Psychologie, Informatik, Politikwissenschaften und Computerlinguistik. Und selbstverständlich hat die IGI auch zahlreiche Fachvereinsvertreter und -vertreterinnen in ihren Reihen. Mit aller Entschiedenheit weise ich deshalb die Forderung zurück, den Fachvereinen die Mitsprache im VSUZH zu verbieten. Sämtliche Fachvereinsmitglieder wurden auf demokratischem Weg in den Rat des VSUZH gewählt. Sie haben damit genauso wie alle anderen gewählten Personen das Recht, im Rat die Interessen Ihrer Wählerinnen und Wähler wahrzunehmen. Die Forderung, ihnen dieses Recht wegzunehmen, legt ein äusserst bedenkliches Demokratieverständnis des Kommentators an den Tag.

Ebenso klar wehre ich mich gegen den Aufruf zu einer stärkeren Polarisierung innerhalb des VSUZH und plädiere für eine vernünftige und sachbezogene Unipolitik, bei der die Interessen der Studierenden an erster Stelle stehen und nicht von Parteiengeplänkel oder Grabenkämpfen überschattet werden. Es braucht mehr und nicht weniger Fraktionen im Rat, welche sich dem vom Kommentator gewünschten Links-Rechts-Schema bewusst verweigern. Die IGI tut dies seit jeher.

Weder links noch rechts

Wir sind eine Fraktion, in welcher unterschiedliche politische Positionen gehört und geäussert werden dürfen, welche den offenen Dialog pflegt und welche versucht, innerhalb des Rates eine Vermittlerposition zwischen den politischen Polen einzunehmen. Plumpe Ideologien lehnen wir entschieden ab und rücken stattdessen die Bedürfnisse der Studierenden ins Zentrum.

Aus diesem Grund setzen wir uns innerhalb des VSUZH gemeinsam mit anderen Fraktionen für die Schaffung von Dienstleistungen ein, kümmern uns um eine angemessene Berücksichtigung der verschiedenen Uni-Standorte und bringen uns aktiv in den verschiedenen studentischen und universitären Kommissionen ein. Die Bereitstellung von Mikrowellen, die Ausweitungen der Bibliotheksöffnungszeiten sowie die Schaffung von Ruheräumen gehören dabei genauso zu unseren Zielen, wie die Ausweitung des Podcast-Angebots oder die Einrichtung einer Studi-Bar am Irchel. Damit betreiben wir aber keinen Klientelismus, sondern nehmen die Wünsche der Studierenden ernst.

Natürlich äussern wir uns aber auch zu unipolitischen Angelegenheiten – jedoch erst nach ausführlichen fraktionsinternen Beratungen. Diese Zeit nehmen wir uns, weil wir überzeugt sind, dass politische Schnellschüsse keine nachhaltigen Lösungen mit sich bringen. So geht die Gründung einer studentischen Gleichstellungskommission massgeblich auf Initiative der IGI zurück – obwohl wir rigide Geschlechterquoten im Rat mehrheitlich bekämpft haben. Studiengebührenerhöhungen lehnen wir mehrheitlich ab, wir sind mehrheitlich für die Stipendieninitiative und fordern mehrheitlich Transparenz in Drittmittelfragen. Ich spreche bewusst von „mehrheitlich“, weil es eine heterogene Fraktion wie die IGI mit sich bringt, dass auch abweichende Meinungen vorhanden sind und sein sollen. Das erfordert Kompromissbereitschaft und Pragmatismus – doch genau darin liegen unsere Stärken.

Nur dank unserer breiten Abstützung, der klaren Fokussierung auf die Bedürfnisse der Studierenden und der Absage an politische Grabenkämpfe sind wir bei den letzten Wahlen zur stärksten Fraktion geworden. Abgestraft wurden hingegen jene Parteien, welche wie vom Kommentator gefordert ein einseitiges politisches Programm vertreten haben. Die Studierenden scheinen also weniger an simplen Ideologien und mehr an Pragmatismus interessiert zu sein. Die IGI hat das längst begriffen und gestaltet ihre Politik dementsprechend möglichst sachbezogen; denn die IGI ist weder links noch rechts, sie ist studentisch!

Servan Grüninger ist Co-Präsident der Interessengemeinschaft Irchel