Klientelismus

29. März 2014

Die Fachvereine müssen raus aus dem Studierendenparlament. Denn sie sind undemokratisch und intransparent. Ein Kommentar

Die Methoden des Fachvereins Jus sind nur die Spitze des Eisbergs. Der ganze Studierenden­verband VSUZH hat ein Demokratie­problem, solange er Fachvereine als Fraktionen duldet. Denn diese sind intransparent und undemokratisch. Intransparent, weil sie kein politisches Programm haben. Viele Studierende wählen ihren Fachverein, weil er ihnen hilft, durchs Studium zu kommen, und nicht, weil er für oder gegen Geschlechterquoten ist. Die Fachvereine sind undemokratisch, denn sie mobilisieren ihre Wähler durch materielle Anreize: Skripte, alte Prüfungen, Goodies. Politikwissenschaftler nennen diese Art der Wählerbindung Klientelismus.Die Fachvereine Jus und Wirtschaft sind in diesem Spiel zudem dank Geldern aus der Privatwirtschaft im Vorteil. Und die Sponsoren lassen sich auch nicht von undemokratischer Politik abschrecken, wie der Fall des Fachvereins Jus zeigt.

Die Fachvertretenden im Studi­parlament sind ein Überbleibsel aus der Zeit des alten, machtlosen StuRa. Nun ist der Studiverband als VSUZH wieder rechtlich eigenständig, hat wieder etwas mehr Macht. Es ist auch darum an der Zeit, dass wir Studierenden aufhören, so zu tun, als sei die Uni ein von der Ge­sellschaft abgekapselter Mikrokosmos, in dem es keine Linken und keine Rechten gibt, sondern nur Studis ver­schiedener Fachrichtungen. Die meisten Linken haben das längst begriffen. Ihre Gruppen sind als links erkennbar. Die Ratsrechte hingegen versteckt sich noch immer hinter den Fachvereinen Jus und Wirtschaft und zum Teil auch hinter der Interessengemeinschaft Irchel.

Die Fachvereine müssen raus aus dem Rat. Sie sollen sich auf Fakultäts­ebene engagieren. Der VSUZH könnte sie zudem bei Vernehmlassungen anhören. An der Universität Bern sitzen Fraktionen der etablierten nationalen Parteien im Studierendenparlament. Zürich muss das nicht eins zu eins kopie­ren. Gruppen ohne parlamentarische Mutterpartei können eine Bereicherung für die Unipolitik sein. Aber niemand soll sich hinter angeblich neutralen Fachvereinen verstecken und niemand soll Stimmen mit Dienstleistungen und Vergünstigungen kaufen.