Editorial #2/14

Editorial

28. März 2014

Menschen — Die Stipendieninitiative wird abgelehnt, befürchte ich. Der Bundesrat und der Nationalrat haben bereits Nein gesagt. Es gibt sogar Studierende, die sich nicht für faire Stipendien erwärmen können. Sobald Geld für Menschen ausgegeben wird, gehen die Meinungen auseinander. Die Einen plädieren: «Alle haben das Recht auf Bildung!» Die Anderen wettern: «Das ist ein therapeutischer Versorgungsstaat, die sollen einfach arbeiten gehen!» Wer heute im Parlament oder im Verwaltungsrat sitzt, hat im Lizenziatssystem studiert. Damals gab es noch keine Regelstudienzeit und keine Präsenzlisten. Deshalb wird folgendes Argument kommen: Wer unbedingt studieren will, kann ja nebenher arbeiten. Aber das Studium ist heute ein Vollzeitjob. Die Hälfte der Studierenden hat Eltern mit Hochschulabschluss. Das heisst, nicht alle müssen arbeiten gehen, denn Mutter und Vater zahlen. Wer sich das Leben selbst finanzieren muss, hat Pech gehabt. Während die Einen nach der Vorlesung zum schlecht bezahlten Nebenjob stressen, können die Anderen lernen gehen. Das ist ungerecht.

In der Debatte um die Stipendieninitiative wird es ums Geld gehen. Die Mehrheit im Rat wird sagen: «Wir unterstützen den Gegenvorschlag, der kostet weniger.» Die laute Minderheit wird sagen: «Wir unterstützen weder den Gegenvorschlag noch die Initiative, das kostet alles zu viel!» Darum wird die Stipendieninitiative scheitern. Weil über Kosten gesprochen wird und nicht über Menschen.

Nina Kunz, Redaktionsleiterin