Mirjam Beadini hat ihren Bachelor in 2.5 Jahren abgeschlossen. Benjamin Erdman

Die Punktejägerin

Mirjam Beadini ist das Gegenteil einer ewigen Studentin.

26. Februar 2014

Baron Meinhard von Seckendorff ist der Inbegriff eines ewigen Studenten. Er studierte 90 Semester an der Universität Zürich, finanziert allein durch sein Familienerbe. Gearbeitet hat er nie. Für Studierende von heute wäre ein solches Leben undenkbar: Nicht nur weil das Geld fehlt. Nein, vor allem deshalb, weil sich Universitäten im Zeitalter von Bologna wie Firmen verhalten und aus ihren Studierenden profitable Geldmaschinen machen wollen.

Das Studium ist zur lästigen Pflicht geworden. Es gibt Studierende, die können es kaum erwarten, dem Bildungsmoloch zu entfliehen, und studieren schneller, als das Regelcurriculum vorgibt. So auch Mirjam Beadini. Die Zürcherin mit albanischen Wurzeln schaffte ihren Bachelorabschluss in Germanistik und Geschichte in nur zweieinhalb Jahren. Derzeit studiert sie die selben Fächer im Master und ist immer noch auf der Überholspur: Sie wird für ihren Abschluss voraussichtlich nur 18 Monate brauchen und nicht zwei Jahre, wie es die Uni vorschlägt. Insgesamt wird die 22-Jährige ein ganzes Jahr sparen. Anders als viele Studierende ist Mirjam Beadini das Unileben aber nicht leid. Sie kann sich gut vorstellen, zu promovieren. Sie versteht jedoch auch diejenigen, die nach Jahren des Lernens nicht an der Uni bleiben wollen. «Die Verlockung eines frühzeitigen Abschlusses besteht für viele Studierende darin, endlich ins Berufsleben einsteigen zu können.»

Genügend Freizeit

Mirjam Beadini fand trotz ihres «Blitzstudiums» genügend Zeit für ihre Familie, ihre Kollegen und ihren Freund. Dies liege aber vor allem daran, dass sie kein Nachtmensch sei. Lieber geniesse sie einen gemütlichen Abend zu Hause mit ihren Liebsten. «Wäre ich immer feiern gegangen, hätte ich mich am Morgen danach mit Sicherheit nicht zum Lernen motivieren können. So konnte ich aber den Tag voll nutzen und den Abend mit den Menschen verbringen, die mir wichtig sind», meint sie. Neben ihrem Vollzeitstudium hatte sie sogar Zeit, angehenden Gymnasiasten in Deutsch, Mathe und Französisch Nachhilfe zu geben. Mirjam Beadini kann sich auch vorstellen, später als Gymnasiallehrerin Deutsch und Geschichte zu unterrichten.

Die Studentin hatte nicht geplant, ihr Studium vorzeitig abzuschliessen. Sie habe zunächst gar nicht gewusst, dass dies möglich ist. Im 2. Semester ihres Bachelorstudiums begann sie jedoch, mehr Module zu wählen, als auf dem Regelcurriculum standen. So machte sie weiter und sparte schlussendlich ein halbes Jahr Studienzeit.

Als Beadini realisierte, dass sie wahrscheinlich früher abschliessen würde als ihre Kommilitonen und Kommilitoninnen, habe sie sich überlegt, ein weiteres Studium anzuhängen. Ähnlich wie Baron Meinhard von Seckendorff. Doch im Gegensatz zu ihm sitzt sie nicht auf einem Familienerbe und entschied sich dagegen. Sie lacht: «Auf ewig Studentin zu bleiben, wäre nichts für mich.» ◊