Beat Meier: Erwarte ich zu viel, wenn ich davon ausgehe, dass die Studierenden abstrahieren können von einem allfälligen Logo in einem Hörsaal, der Spende und den geschäftlichen Tätigkeiten eines Unternehmens? Aaron Fuchs

«Die schweigende Mehrheit ist für das UBS-Sponsoring»

Der Präsident des Fachverein Wirtschaft, Beat Meier, kritisiert die Anti-UBS-Proteste, wünscht sich mehr private Gelder für die Uni und will mehr Transparenz.

9. Dezember 2013

Linke Studierende protestieren gegen den Vertrag zwischen Uni und UBS. Sie kritisieren die Grossbank, weil sie sich für ihre 100 Millionen vertraglich Einfluss auf die Uni gesichert habe. Wie steht ihr vom Fachverein Wirtschaft zu den Protesten?

Beat Meier: Wir distanzieren uns ausdrücklich davon. Es demonstrierte vermutlich eine laute Minderheit, die dadurch sehr viel Aufmerksamkeit der Medien bekam. In einer Demokratie ist das zwar deren gutes Recht. Eine schweigende Mehrheit dürfte aber die gegenteilige Position vertreten. Verglichen mit der umfangreichen Berichterstattung und den grossen Forderungen ist die Demo am Dienstag nicht sehr gross ausgefallen. Es wäre schade, wenn solche Aktionen einen negativen Einfluss auf die Anwerbung von Drittmitteln haben würden. Man muss auch sehen, dass die Spende neue Möglichkeiten schafft. Zum Beispiel können dadurch Forscher von Weltruf nach Zürich geholt werden können. Ich bezweifle, dass ohne Spende jemand wie George-Marios Angeletos vom MIT hätte hierhin berufen werden können.

Die UBS kommt in den letzten Jahren nicht mehr aus den Skandalen heraus. Letzte Woche wurde bekannt, dass sie im sogenannten Liborskandal eine führende Rolle spielte, also im grossen Stil kriminelle Geschäfte tätigte. Die gleiche Bank kann nun ihr Logo an der Uni platzieren und bekommt vielleicht sogar einen nach ihr benannten Hörsaal. Schadet das nicht dem Ruf des Volkswirtschaftlichen Instituts und auch dem der ganzen Universität?

Wenn ich mit einer Frage antworten darf: Schadet es nicht dem Ansehen der Studierenden und der Universität in der Gesellschaft, wenn man einerseits gegen Studiengebühren aktiv wird und über mangelhafte Betreuung klagt, und andererseits einen Vertrag kündigen will, der zumindest im zweiten Punkt helfen könnte? Der Universität schadet vor allem die permanente negative Präsenz in den Medien. Demonstrierende Studierende, die sich in der Mehrheit glauben, helfen wenig. In der akademischen Gemeinschaft hat der Ruf zwei wichtige Komponenten: Die Forschungsleistung und die Qualität der Abgängerinnen und Abgänger. Auf beides hat die Spende wenn überhaupt einen positiven Einfluss. Erwarte ich zu viel, wenn ich davon ausgehe, dass die Studierenden abstrahieren können von einem allfälligen Logo in einem Hörsaal, der Spende und den geschäftlichen Tätigkeiten eines Unternehmens? Wenn im Zuge der allgemeinen Sparbemühungen trotz steigender Studierendenzahlen die Leistung konstant gehalten werden soll, darf man Drittmittel nicht von vornherein ablehnen.

Bevor der Vertrag zwischen UBS und Uni publik wurde, ging man davon aus, dass zwar die UBS Foundation nicht aber die Bank UBS Bestandteil des Vertrages ist. Was haltet Ihr vom Fachverein davon?

Dass die Bank UBS auch Teil des Vertrages ist, ist nicht ideal. Es ist eines der Zugeständnisse, das die Uni Zürich an die UBS gemacht hat. Aber alles, was die Professuren betrifft, läuft via UBS-Stiftung und Uni. Das stellt sicher, dass die UBS keinen Einfluss auf Berufungen, Vorlesungs- und Forschungsinhalte hat. Das ist ja auch vertraglich so festgehalten. Alles andere wäre im Übrigen auch in Konflikt mit dem Univeristätsgesetz. Bevor man aber alles kritisiert und verurteilt, was mit dem Vertrag zu tun hat, wäre es ungemein konstruktiver, zuerst etwas abzuwarten und dann zu beurteilen, welches wirklich die Konsequenzen des Vertrags sind.

Im Stiftungsrat der UBS-Foundation sitzt auch der CEO der UBS Schweiz Lukas Gähwiler und der ehemalige UBS-Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger. Die Bank hat über die Stiftung also doch Einfluss auf das UBS-Center.

Um dies beurteilen zu können, fehlt mir schlicht der Einblick und das Wissen über das UBS-Center. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Statuten der Stiftung den Zweck genau definieren. Auf der Website des Centers werden zwei Aspekte genannt: Der Ausbau des IVW zu einem der europa- und weltweit besten Forschungsstandorte für Wirtschaftswissenschaften zu unterstützen und den Austausch zwischen Gesellschaft, Wissenschaft und Politik zu fördern. In den für die Universität relevanten Sachen kann ich nur noch einmal erwähnen, dass ausschliesslich die Universität bzw. der Unirat entscheidet. Ich kann aber nur immer wieder betonen: Die Stiftung spricht die Mittel für einen Lehrstuhl und damit endet der Einfluss. Das Berufungsverfahren beginnt erst nach der Sicherung der Finanzierung zu laufen – unabhängig davon, ob mit kantonalen oder mit Drittmitteln finanziert.

Die UBS erhält für ihre 100 Millionen auch einen Sitz im Beirat des Volkswirtschaftlichen Instituts. Kauft sich die Bank da nicht Einfluss?

Der Beirat ist ein relativ grosses Gremium, dem viele Leute aus Politik und Wirtschaft angehören. Dass die UBS da eine beherrschende Stellung einnimmt, kann man aufgrund der Zusammensetzung fast ausschliessen. Es sind ja auch andere Banken vertreten. Auch wenn man das Gremium in der Hand hätte, gäbe es keine Möglichkeit Entscheidungen zu beeinflussen. Der Name sagt es ja schon: Es ist nur ein Beirat.

Der Vertrag wäre noch geheim, hätten nicht zwei Journalisten die Offenlegung eingeklagt. Ein Teil davon ist immer noch geschwärzt.

Aus unserer Sicht ist das auch nicht optimal. Mehr Transparenz wäre wünschenswert, auch wenn uns klar ist, dass gewisse Sachen nicht offengelegt werden können. Zum Beispiel die Aufteilung der Gelder auf Lehrstühle. Auf Rückfrage teilte man mir schon recht früh mit, dass der Vertrag unspektakulär sei. Ich teile diese Meinung im Grossen und Ganzen. Man darf auch annehmen, dass es kein so grosses Theater gegeben hätte, wenn von Anfang an alles bekannt gewesen wäre. In diesem Punkt hat die Universität sicherlich Lehren gezogen.

Ihr befürwortet Sponsoring. Nun schränkt der Vertrag zwischen UBS und Uni das Sponsoring aber ein. Will eine andere Bank 100 Millionen stiften, kann die UBS ihr Veto einlegen.

Den genauen Mechanismus kenne ich nicht. Generell wünschen wir uns möglichst viele verschiedene Sponsoren. Je mehr Lehrstühle wir haben, desto besser ist die Betreuung. Und je mehr Geldgeber beteiligt sind, desto kleiner würde der allfällige Einfluss der einzelnen Stiftung oder Firma. In meinen Augen ist die Exklusivitätsklausel im Vertrag eine Entscheidung des Instituts für Volkswirtschaftslehre, weil diese nur da gilt. Man gibt damit die Möglichkeit auf, Sponsoren in ähnlicher Grösse an Land zu ziehen. Dass Firmen so grosse Beträge in die Bildung investieren, ist in unseren Breitengraden aber sowieso selten: In der 180-jährigen Geschichte der UZH ist es das erste Mal.

Das Interview wurde schriftlich geführt.