Kurt Imhof behält trotz Geldproblemen den Überblick. Archivbild 2009: Dennis Twerenbold

UBS-Millionen weg: Imhofs Institut muss sparen

Das fög verliert seine beste Kundin. Nun fehlt über eine Million Franken.

28. November 2013

Die UBS beendet nach 16 Jahren die Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög). Das für sein «Jahrbuch Qualität der Medien» bekannte Institut der Uni Zürich erforschte bis zu diesem Sommer, wie Medienberichte das Ansehen der Grossbank beeinflussen. Auch die Regierung Liechtensteins ist abgesprungen. Dem fög entgehen damit 2013 Einnahmen von 350'000 Franken und 2014 solche von 700'000 Franken. Anfang Mai informierte der Co-Institutsleiter Mark Eisenegger die Mitarbeitenden in einer Mail über den Ausfall. Er schrieb, die UBS habe zu «einem deutlich kostengünstigeren Anbieter» gewechselt.

Billigcomputer statt Luxusrechner

Der Verlust der Aufträge hat einschneidende Konsequenzen. Die Verträge studentischer Mitarbeiter im Bereich der internationalen Kommunikationsanalyse wurden nicht verlängert. Die veraltete IT-Infrastruktur wurde durch eine günstigere ersetzt als geplant und Mitarbeitende erhalten nur noch Entschädigungen für Kongresse, wenn sie auch selbst einen Vortrag halten.

Jährlich stehen dem fög 2,5 Millionen Franken für die Forschung zur Verfügung. Das Geld stammt aus Forschungspartnerschaften, von der Uni und aus zivilgesellschaftlichen Quellen wie beispielsweise Stiftungen. Das Institut investiere viel Arbeit, um dieses Geld zu sammeln. «Es ist mühsam, Forschungspartner zu finden», sagt Institutsleiter Kurt Imhof, der dafür bekannt ist, besonders viele Drittmittel zu sammeln. Zur Zeit muss er mit knapp einem Drittel weniger Einnahmen auskommen. Das habe ihm schlaflose Nächte bereitet. «Zuerst dachte ich: Nun ist die Katastrophe eingetreten.» Doch er kann dem Absprung auch Gutes abgewinnen. «Unser Team ist geeint. Die Moral ist: Jetzt sparen wir!»

«Wir hätten unsere Forschung verraten»

Die UBS begründet die Absage ans fög mit «einem Mix aus der Breite des Angebots und den Kosten». Dass das Institut keine sozialen Medien analysiert, dürfte den Ausschlag gegeben haben. Tatsächlich hält Imhof wenig von dieser Forschung. «Wir wollen keine Facebook-Seiten untersuchen. Das ist unseriös.» Firmen hätten aber ein Interesse daran, da sie hoffen, eine direkte Begegnung mit den Kunden zu erreichen.

Imhof bringt den Absprung der Grossbank auch mit deren Geschäftsgang in Zusammenhang. «Nachdem die Schweiz die UBS gerettet hatte, sah die Zukunft für die Bank weniger trüb aus. Da wollten sie keine so ausführliche Analyse mehr.» Das Gewinner-Projekt der deutschen Konkurrenz sei nicht nur billiger, sondern gehe auch weniger in die Tiefe. «Natürlich hätten wir auch so eine Analyse anbieten können, aber dann hätten wir unsere Forschung verraten.» Rendite sei nicht alles, fügt Imhof hinzu.

In Zukunft will das fög mehr zivilgesellschaftliche Gelder einwerben, um solchen finanziellen Schlappen vorzubeugen. Gerade stehe das fög finanziell knapp da, bedauert Imhof, doch sei der UBS-Absprung kein Beinbruch. «Wir sind uns treu geblieben. Das hat uns gestärkt.»