Andreas Fischer wäre im Sommer 2014 pensioniert worden. Er ist nun vorzeitig zurückgetreten. UZH

Rektor Fischer tritt per sofort zurück!

Andreas Fischer zieht die Konsequenzen aus dem Skandal um die Entlassung der Medizinhistorikerin Iris Ritzmann. Er hat offenbar das Vertrauen der Unileitung verloren.

6. November 2013

Rektor Andreas Fischer zieht die Konsequenzen aus dem Skandal um das Medizinhistorische Institut. Er tritt per sofort zurück. In einer Mitteilung der Universität schreibt Fischer: «Ich bedaure, die jetzt entstandene Situation, für die ich als Rektor letztlich die Verantwortung trage, und bin zum Schluss gekommen, dass mein Rücktritt im Interesse der Universität Zürich richtig ist.» Genauer geht er nicht auf den Skandal ein, der dazu führte, dass er ein halbes Jahr vor seiner geplanten Pensionierung abtritt.

Tatsächlich kam die Uni Zürich in den letzten Tagen nicht mehr zur Ruhe: Nachdem die Uni am Dienstag vergangener Woche bekannt gab, dass sie die Professorin Iris Ritzmann entlässt, weil sie Informationen an einen Journalisten weitergegeben hatte, erntete die Uni von vielen Seiten Kritik.

Handelte Fischer unter politischem Druck?

Professoren der Uni Zürich, aber auch darüber hinaus, protestierten mit offenen Briefen. Sie warfen der Unileitung und damit auch Fischer vor, aus politischem Druck gehandelt zu haben.

Denn die Entlassung Ritzmanns begründete die Unileitung damit, dass sie zur Berichterstattung über den damaligen Leiter des Medizinhistorischen Museums und SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli beigetragen habe. Dieser verlor seinen Job, nachdem verschiedene Medien über Missstände im Museum berichtet hatten. Der Verdacht stand im Raum, dass Fischer mit Ritzmann ein Bauernopfer präsentieren wollte. Fischer wies dies stets zurück.

«Die Uni Zürich hat Besseres verdient»

Indirekt forderten die Professoren Michael Hagner, Philipp Sarasin und Jakob Tanner in einem Artikel im Tagesanzeiger Fischers Rücktritt. Sie schrieben: «Wenn das Rektorat seine politischen Ängste so auslebt, dass eine anerkannte Wissenschaftlerin mit fadenscheinigen Vorwürfen entlassen wird, fügt es der Universität jenen Schaden zu, den es beklagt. Die Uni Zürich hat Besseres verdient.»

Uni machte SVP-Staatsanwalt Daten von Mitarbeitenden zugänglich

Der Skandal weitete sich aus, als im Zuge der Entlassung Ritzmanns bekannt wurde, dass die Universität die Staatsanwaltschaft im grossen Stil Telefon und Email-Daten von Uniangehörigen durchleuchten liess. Diese wurden nach Kontakten zu Journalisten durchsucht.

Als Folge davon wurden dutzende Personen von der Polizei vorgeladen und befragt. Der kantonale Datenschützer Bruno Baeriswyl kritisierte darauf die Uni scharf: Sie hätte ihre Mitarbeiter schützen müssen.

Letzte Rechtfertigung am Freitag

Noch letzten Freitag rechtfertigte sich Rektor Fischer via Medienstelle und später per E-Mail an alle Mitarbeitenden. Die Daten seien «auf Aufforderung» der Staatsanwaltschaft herausgegeben worden.

Doch das war nicht die ganze Wahrheit: Heute machte die Limmattaler Zeitung publik, dass die Uni leichtfertig die Daten herausgab: Sanfter Druck von Seiten des SVP-Staatsanwalts Andrej Gnehm genügte.

Informatiker der Uni suchten sogar in vorauseilendem Gehorsam selber Email-Konten nach Kontakten zu den Medien ab.

Prorektoren trafen oppositionelle Profs ohne Fischer

Offenbar führten diese Ereignisse dazu, dass Fischer seinen Rückhalt in der Unileitung verlor. Ein Teil der Prorektoren traf sich Anfang Woche mit oppositionellen Professoren, wie von einer gut informierten Quelle zu erfahren war.

Der Universitätsrat muss nun den Rücktritt noch formell genehmigen. Otfried Jarren, Stellvertreter des Rektors und Prorektor Geistes- und Sozialwissenschaften, übernimmt vorübergehend die Geschäfte des Rektors.

Ob der bereits gewählte neue Rektor Michael Hengartner früher als eigentlich vorgesehen (1. August 2014 ) übernimmt, war gestern noch unklar.