Eifach öpis: In der Rubrik «Senf», geben alle Redaktionsmitglieder den ihrigen dazu. Melanie Jost

Senf der Redaktion

Wir empfehlen.

16. September 2013

Ritters Aufruf: Schlange stehen

Noch nie war Warten so effektiv. Wer sich brav bei Migros oder Coop an der Kasse anstellt, kann Arbeitsplätze retten. Denn die Grossverteiler sind dabei, die freundlichen Kassiererinnen und Kassierer durch Roboter zu ersetzen. «Subito» oder «Self-Checkout» heissen die automatischen Systeme, mit denen wir uns selber abkassieren sollen. Es ist verlockend, so den Samstagsstau vor der Kasse zu umgehen. Doch wer nicht will, dass Tausende ihren Job verlieren, der stelle sich hinten an. Und zwar «Subito»!

Kunz' Gaststätte: Carla’s Schwanenbeizli

Es widersetzt sich stur der Aufwertungs-Diktatur im Kreis 5: Carla’s Schwanenbeizli. Das Lokal an der Kreuzung Quellenstrasse/Josefstrasse verkauft keine fettarmen, laktosefreien, vitaminreichen Speisen, dafür gibt es Pommes Frittes «country style», Fischknuschperli und Holzfällersteak. Im Hawaii-Hemd und mit viel Charme bewirtet der Lokalbesitzer seine Gäste von Dienstag bis Samstag, von 16 Uhr bis Mitternacht. Am 26. Oktober veranstaltet das Beizli zudem die Travestie-Revue «Carla leicht frivol» im Hotel Landhus in Seebach. Das Cüpli ist im Ticketpreis inbegriffen.

Kuratlis Regisseur: Shane Carruth

Wer behauptet, er durchschaue die Filme von Shane Carruth beim ersten Mal, lügt. Wer ihm keine zweite Chance gibt, ist selbst schuld. Sein 7000-Dollar-Erstling Primer (2004) ist ein genauso beeindruckender Mindfuck wie sein neuer Film Upstream Color (2013), der leider noch nicht in den Schweizer Kinos, aber dafür online zu sehen ist. Der ehemalige Softwareingenieur aus South Carolina macht seine Filme fast von A bis Z selbst, und er macht es gut.

Online anschauen.

Zanders Game: Mario Kart 64

Gran Turismo 5, das bisher teuerste und modernste Rennspiel, hat in der Produktion 80 Millionen Franken verschlungen. Mario Kart 64, 1996 erstveröffentlicht, dürfte den Hersteller Nintendo ein Bruchteil davon gekostet haben – und dennoch überrundet es noch immer sämtliche Games. Mit meinem neuen Mitbewohner kam es in meine Stube und wird seither jeden Abend gespielt. Bei keinem anderen Spiel ist der Spassfaktor so hoch. Was gibt es Besseres, als seinen Gegner auf dem letzten Meter mit einem grünen Schildkrötenpanzer zu stoppen und an ihm vorbeizufahren? «Hee hee! I got it!»

Cattanis Aufforderung: Lasst Blut fliessen

Mit dem Spenden ist es so eine Sache: Mein Bankkonto zollt dem studentischen Leben Tribut und am Ende des Monats bin ich froh, keine Spenden zu benötigen. Beim Blutspenden hingegen entschwinden auch dem mittellosesten Kommilitonen die Ausreden. Kein Geld? Blutspenden ist gratis und es gibt sogar noch Schokolade! Vergesslich? App und Erinnerungs-SMS! Faul? Der Spendentross stellt seine Liegebetten ab dem 25. November auf dem Campus auf! Einfacher gehts nicht.

Bäurles Webseite: Saatchi Online

Wer möchte nicht ein bewundernswürdiges Originalgemälde oder eine hochwertige Fotografie sein Eigen nennen? Doch wo findet man ein solches Opus, wenn man nicht gerade in Künstlerkreisen verkehrt? Die Antwort ist simpel: auf Saatchi Online! Auf der Webseite der wohl meistbesuchten Galerie in London können nicht nur Sammler Kunst entdecken und kaufen, sondern auch Künstler ihre eigenen Werke ausstellen. Worauf wartet ihr noch? Schwingt die Pinsel oder zückt das Portemonnaie!

saatchi online

Rizzis Dokumentarfilm: Musik als Waffe

Für die Sesamstrasse komponierte Christopher Cerf über 200 Lieder. Nachdem er herausgefunden hatte, dass mit seiner Musik Guantánamo-Häftlinge gefoltert werden, begab er sich auf Spurensuche. Entstanden ist eine aussergewöhnliche Dokumentation, die in kurzen historischen Exkursen den Zusammenhang von Gewalt, Krieg und Musik aufzeigt. Preussische Marschmusik, US-Soldaten, die unter lautem Bassgewumme Zivilisten im Irak erschiessen, und psychische Misshandlung in CIA-Gefängnissen sind nur einige Beispiele von Cerfs Zusammenstellung.

Schoops Buchladen: Bücher-Brocky

Eigentlich ist er ziemlich hässlich, der Keller des Bücher-Brocky in der Enge. So hässlich, wie Luftschutzbunker halt sind. Erinnerungen werden wach beim Gang in den Untergrund. Bilder von Laubsägeli-Kursen im Werkunterricht oder Lawinen-Tänzen in der Schuldisco erscheinen vor dem inneren Auge. Dieser Keller ist nichts dergleichen. Er ist eher ein Schutzbunker für ein bedrohtes Kulturgut. Hier findet man zwischen meterdicken Betonwänden längst vergessene Perlen der Weltliteratur. Und als wäre die Unmenge an Büchern nicht Grund genug, sich zu verlieren, lädt auch noch klassische Musik vom Plattenspieler zum Verweilen ein. Der Bücherbunker steht an der Gutenbergstrasse – wo sonst.

Stolls Dokumentarfilm: TPB AFK

Hollywoods Armee aus Anwälten stellt sich gegen drei bleiche Nerds aus Schweden auf. Sie fordern die Rechte für ihre Millionenfilme ein. David gegen Goliath oder aber Genies gegen Wahnsinn. «TPB AFK» dokumentiert die Gerichtsverhandlungen um The Pirate Bay, die grösste Datentauschbörse weltweit. Die Geier der Film- und Musikindustrie klammern sich an Urheberrechte, die TPB-Gründer wollen ein freies Internet. Im bürokratisch-faden Gerichtssaal zielen die Fragen der Juristen an der fremden Welt der Angeklagten vorbei ins Leere, unwillig, sie zu verstehen, chancenlos, einen Zugang zu finden.

TPB AFK auf youtube ansehen.