«Welche Uni nimmt mich überhaupt?» Melanie hat sich für verschiede Masterstudiengänge beworben. Es klappte schliesslich in Zürich.

Plötzlich wieder im ersten Semester

«Mann hab ich gefeiert, als ich das Bachelordiplom endlich hatte. Und dann, fing das Ganze wieder von vorne an.» Gedanken einer Studentin, die nach Zürich kam, um den Master zu machen.

16. September 2013

Geschafft. Mit dem Bachelor in der Tasche stehen mir alle Türen offen. Mit meiner Qualifikation kann ich den Berufseinstieg wagen und die Welt erobern. So zumindest die Theorie. Die Praxis gestaltet sich jedoch etwas bescheidener. Zwischen einem mäßig bezahlten Praktikum oder zwei weiteren Jahren an der Universität, entscheide ich mich für den Masterabschluss. Aufregend sollen diese zwei Jahre werden und endlich eine fachliche Vertiefung in mein Studium bringen, die ich während der mühsamen Statistikvorlesungen des Bachelors vermisst und ersehnt habe.

Wer nimmt mich überhaupt?

Doch Bologna brachte nicht nur Flexibilität in den Studienablauf, sondern auch in die Wahl des Studienortes. Und so entscheide ich mich, wie viele meiner Kommilitoninnen und Kommilitonen, gegen meine deutsche Heimatuni und für alles andere. Mit jedem Brief in der Post steigen die Erwartungen: Welche Uni nimmt mich? Für welche Universität werde ich mich entscheiden? Am Ende sagt Zürich Ja. Das war meine erste Wahl. Ein wahrer Traum, denn nach dem Bachelor müssen viele die Erfahrung machen, für bestimmte Masterprogramme nicht zugelassen zu werden. Fünf ECTS-Punkte hier, zwei Seminare da, wer durch all die Anforderungen noch durchsteigt merkt: Bologna erzeugt nur mäßige Vergleichbarkeit. Doch bei mir hat alles gestimmt und die Entscheidung steht fest. Ich werde in Zürich studieren.

Finde ich eine Wohnung, einen Job?

Ein Moment purer Freude, gefolgt von den ersten, gefühlten einhundert Problemen. Die nächsten Tage und Wochen begleitet mich der Laptop, wohin ich auch gehe. Ich aktualisiere die Internetseiten mit Wohnungsannoncen und Jobinseraten so oft ich kann, schreibe Mail um Mail: «daher bin ich für eine Stelle bei Ihnen besonders geeignet» oder «ich backe gerne und treibe viel Sport». Manchmal frage ich mich, ob das alles umsonst. Doch dann hatte ich Glücl. Wie sagt man so schön: Wenn du nicht mehr damit rechnest, dann passiert es. Und so sitze ich heute in meinem schönen WG-Zimmer, bereite ein Meeting mit meinem neuen Chef nach und erwarte den Studienbeginn. Die Vorbereitungen auf mein Masterstudium waren geprägt von Erfahrung, Überraschung und Überforderung. Dank drei Jahren Bachelor-Studium kenne ich das Prinzip der Modulbuchungen, musste aber feststellen, dass in Zürich das «first come, first serve»-Prinzip gelebt wird. Weil ich offenbar nicht ganz so geübt bin im schnell Klicken wie meine Zürcher Kolleginnen und Kollegen, kann ich nur zwei Kurse buchen. Der Rest war schon weg. Schlussendlich finde ich aber alles, was mir wichtig ist und freue mich nun auf den Beginn der Vorlesungszeit.

Fühlt sich an wie Bachelor

Das Gefühl bleibt, dass ich als Masterstudentin nicht so viele Vorteile genieße, wie ich einst dachte. Am Ende bin ich auch in Zürich neu, kenne die Dozenten nicht, bin mit der Organisation der Uni noch nicht vertraut. Das fühlt sich ganz nach Bachelor an. Im Prinzip bin ich froh darum, denn eine wichtige Weisheit des Bachelors bleibt mir: Dass das Studium eine aufregende Zeit ist. Und mit diesem Eindruck beginne ich meinen Master.

Am 27. September in der ZS: Warum der Bachelor nicht glücklich macht