Gegen höhere Gebühren für Ausländer
VSETH will mit einer Petition verhindern, dass ausländische Studierende dreimal mehr Gebühren bezahlen müssen.
Der Waadtländer SP-Nationalrat Roger Nordmann verlangt, dass ausländische ETH-Studierende bis zu dreimal mehr Studiengebühren bezahlen müssen als ihre Schweizer Kommilitonen. Heute wäre das ein Betrag von rund 1900 Franken pro Semester. In Bundesbern wird momentan über Nordmanns parlamentarische Initiative «Gerechte Studiengebühren an den Eidgenössischen Technischen Hochschulen» debattiert.
Davon betroffen wäre auch Esteban, einer von rund 3300 ausländischen Studierenden an der ETHZ. Der 24-jährige Spanier fühlt sich wohl hier: «Die Ausbildung ist exzellent.» Wenn er aber so viel mehr zahlen müsste, könnte er sich das Studium an der ETH nicht mehr leisten, fasst Esteban seine Situation zusammen.
Mitstudierende zeigen sich solidarisch
Gegen diese ungleiche Behandlung wurde der Verband der Studierenden an der ETH (VSETH) diesen Sommer aktiv. Seit Anfang August können ETH-Studierende die Online-Petition «Gleiche Studiengebühren für alle!» unterschreiben. Trotz Semesterferien und Endprüfungsstress erreichte der Verband bis zum Semesterstart die beachtliche Zahl von 2300 Unterstützenden. «Die Petition stösst bei den ETH-Studis auf grosse Zustimmung», stellt Bastian Wohlfender fest. Der 25-jährige Maschinenbaustudent und VSETH-Vorstandsmitglied erklärt, weshalb sich der Verband gegen die Benachteiligung ausländischer Studierender stellt. Zum einen sei der internationale Austausch für die Bildungsinstitution ETH wichtig. Mit einer Verdreifachung für Nichtschweizer würden der Hochschule Talente abhandenkommen. Es geht aber auch um Grundsätzliches: Die Chancengleichheit zwischen in- und ausländischen Studierenden müsse bestehen bleiben. «Fähigkeiten und Ambitionen sollen entscheiden, nicht das Portemonnaie der Eltern», sagt Wohlfender.
Widerstand geht weiter
In eine ähnliche Richtung stösst der ETH-Rat. Das vom Bundesrat gewählte Führungsgremium der Hochschule möchte nicht die reichsten, sondern die talentiertesten Studierenden in die Schweiz holen. Man stellt sich aber nicht explizit gegen die geplante Verdreifachung. «Ob und in welchem Ausmass differenzierte Gebühren zusätzliche Mittel für die Lehre erschliessen können, wird noch abzuklären sein», erklärt Ratssprecher Markus Bernhard diplomatisch. Zur VSETH-Petition sagt Bernhard nur: Der Rat habe von der Position des VSETH Kenntnis.
Die Petition des Studierendenverbandes hat indes keinen Initiativcharakter. Ob sie die derzeitige Diskussion im Bundesparlament beeinflussen kann, wird sich zeigen. Ein starkes Zeichen von Seiten der Studierenden gegen eine umstrittene Unterscheidung zwischen Schweizern und Ausländern ist es auf jeden Fall. Und so gibt sich Wohlfender kämpferisch: «Wir machen weiter.»
Gemeinsames Ziel
Unterstützung erfährt der VSETH auch vom Verband der Schweizer Studierendenschaften und vom Verband der Studierenden der Universität Zürich (VSUZH). Gemeinsam führten die drei Organisationen vom 16. bis zum 20. September eine Aktionswoche an ETH und Uni durch, in der sie unter anderem auf die drohende Benachteiligung von Nichtschweizern aufmerksam machten.