Killias, Janssen und Gutzwiller müssen die Uni mit 65 Jahren verlassen. Samuel Nussbaum

Die drei Vielgefragten

Die Professoren Felix Gutzwiller, Martin Janssen und Martin Killias sind mit 65 Jahren emeritiert, aber noch kein bisschen leise.

16. September 2013

Die Altersguillotine schlägt erbarmungslos zu. Bei 65 schnellt sie runter, und ein Professor ist emeritiert. In diesem Jahr hat es Felix Gutzwiller (Medizin), Martin Janssen (Wirtschaftswissenschaften) und Martin Killias (Rechtswissenschaften) erwischt – und damit gleich drei Professoren, die zu den bekanntesten gehörten, weil sie in den Medien omnipräsent waren. Gutzwiller hat sich den Journalisten zur Verfügung gestellt, weil er überzeugt ist, dass sich die Wissenschaften der Öffentlichkeit gegenüber nicht verschlies­sen dürfen: «Das ist auch gute Werbung für eine Universität, wenn man so zeigen kann, wofür überhaupt geforscht wird.»

Der FDP-Politiker engagiert sich schon seit Jahren in der Bildungspolitik, seit 2008 als Zürcher Ständerat. Ihm dürfte es als Emeritus nicht langweilig werden, seit einigen Jahren war er ohnehin nur noch zu 50 Prozent an der Uni beschäftigt. Durch sein politisches Amt war er stark ausgelastet. Zudem hat er über ein Dutzend Verwaltungs- und Stiftungsratsmandate.

Janssen besuchte Medienseminare

Über mangelnde Beschäftigung kann sich auch Martin Janssen nicht beklagen. Doch von der Uni konnte er sich nicht ganz trennen und so bleibt er weiterhin als Privatdozent angestellt. Daneben leitet er das Beratungs- und Softwareentwicklungsunternehmen ECOFIN, das er 1986 gründete. «Ein 150-Prozent-Job», wie er sagt. Die Uni war auch davor schon eher ein Nebenjob.

Als Professor tat sich Janssen lange schwer mit den Medien. «Vor fünf oder sechs Jahren ist der Rektor zu mir gekommen und hat mich darum gebeten, Anfragen von Journalisten nicht immer abzulehnen», erzählt Janssen. Also besuchte er zwei Medienseminare und ist seither oft in den Medien. Er beantwortet nicht mehr nur Medienanfragen, sondern schreibt sogar selber regelmässig für Zeitungen. In der SonntagsZeitung hat er eine Kolumne und auch bei der Schweiz am Sonntag hat er kürzlich angefragt, ob er einen Artikel verfassen dürfe. Er hatte sich über einen Artikel zur 1:12-Initiative derart geärgert, dass er seine Position in der Zeitung vertreten wollte. Janssen setzt sich dezidiert für liberale Marktlösungen ein. Beispielsweise möchte er das «Problem der Immigration» dadurch lösen, dass Zuwanderungsrechte versteigert werden sollen. Gewisse Immigranten müssten dann dafür bezahlen, dass sie in die Schweiz kommen dürfen.

Killias: «Der Mann für alle Fälle»

Prorektor Otfried Jarren begrüsst es grundsätzlich, dass sich Professoren in den Medien äussern. Dies sei Teil der wissenschaftlichen Arbeit. Natürlich gebe es Äusserungen, beispielsweise zur Ausrichtung der Uni, bei denen er sich wünschte, die Professoren hätten diese zuerst intern angesprochen. Aber prinzipiell sei die Reflexion über die eigene Institution unproblematisch. «Und was den wissenschaftlichen Bereich des jeweiligen Professors betrifft, mischt sich die Unileitung ohnehin nicht ein. Da gilt die Forschungsfreiheit», sagt Jarren. Ein Wissenschaftler müsse sich einfach gut überlegen, zu welchen Themen er Stellung bezieht. «In der ‹Scientific Community› wird man schnell einmal kritisiert, wenn man sich zu vielen verschiedenen Themen äussert.»

In vielen Medienhäusern gilt Martin Killias als «Mann für fast alle Fälle». Der Strafrechtsprofessor liefert knackige Zitate, ist gut erreichbar und weiss zu Vielem etwas zu sagen: «Weil ich in einem kleinen Land forsche, hatte ich auch in der Forschung eine breite Palette an Themen abzudecken. Das erlaubt mir, mich zu mehreren Themen zu äussern, die im weitesten Sinne immer einen Bezug zur eigenen Forschung haben.» Dennoch weise er – wie die anderen beiden Professoren auch – viele Anfragen ab oder leite sie an Kollegen weiter. In Zukunft ist es für Killias auch von wirtschaftlicher Bedeutung, dass er in den Medien präsent ist. Nach seiner Emeritierung hat er Killias Research & Consulting gegründet und betreibt dort kriminologische Forschung und juristische Beratung. Es sei im Prinzip die gleiche Forschungsarbeit wie zuvor an der Uni Zürich, so Killias. Er hat sogar einzelne Mitarbeiter von der Uni übernommen.

Keiner der drei emeritierten Professoren vermisst etwas an der Uni. Nicht zuletzt auch deswegen, weil sie nach wie vor viel beschäftigt bleiben. Die Altersguillotine hat sie zwar emeritiert, aber noch lange nicht gestoppt.