Tenacious D und der Phönix am Openair Gampel. Simon Truog

«Sommer der Extreme»: Zu zwanzigst ans Gampel

Manchmal ist mehr einfach besser: Der Verfasser dieses Artikels besuchte mit 20 Leuten das diesjährige Openair Gampel und fand das bestens.

30. August 2013

20 Reporter. Die ZS scheut keinen Aufwand. Nein, es war anders: Auf der Hinfahrt im Zug, als wir noch zu zweit waren, trafen wir einen St. Galler an, der allein unterwegs war ans Openair Gampel. Er habe gerade Ferien und es habe gerade so gepasst mit dem Gampel. Am Samstag treffe er dann noch einen Walliser Freund. Wir verloren den Einsamen aus den Augen. Als wir auf dem Camping ankamen, stiessen wir geradewegs («beim grossen Strommast») zu unseren Freunden und erhöhten die Gruppenanzahl auf 15. Am nächsten Tag, als alle Erwarteten eingetroffen waren, zählten wir 20 Nasen. 20 Leute. Das ist so viel wie eine komplette Eishockeymannschaft. Oder dreimal der Bundesrat.

Wie wir alle aus Erfahrung wissen, gilt beim Ausgang: Je grösser die Gruppe, desto schwieriger. Nicht so am Openair Gampel. Auch dort verliert man sich bei gemeinsamem Verschieben nach durchschnittlich 3 Minuten. Und wenn man entscheiden will, wohin es gehen soll, dann gibt es mehr Meinungen als Optionen. Aber das schöne Openair im Rhonetal hat die richtige Grösse, sodass man seine Leute zufällig wiederfindet. Wenn man nachmittags zwischenzeitlich zu zweit oder alleine unterwegs ist, hat man weitaus bessere Chancen auf einen Schattenplatz an einem der Festbänke, um sich ein Raclette reinzuziehen – in dieser Hinsicht ist das Gampel eine grosse Reise nach Jerusalem. Aber kommen wir zum Punkt: Was macht es speziell, in einer so grossen Gruppe am Openair zu sein? Es sind die sehr unterschiedlichen Gespräche, die man links und rechts führt, oder aber der verschiedene Unsinn, den man labert. Und die grossen Momente an irgendeinem Konzert, die man gar nicht erwartet hätte, wie bei Flogging Molly, wo alle getanzt haben als gäbe es keinen Morgen.

Schönes Rauschen

Das Gampel Openair war in vielerlei Hinsicht ein schönes Rauschen, und einmal sagte einer: «Wenn ich DJ Antoine eine einzige Frage stellen könnte, würde ich ihn fragen: Figg di!» Das Line-Up war rocklastig und hochkarätig. Musikalische Sternstunden: Billy Talent (haben gerockt was das Zeug hält – starke Live-Band), Kodaline (schön), Archive (haute einen um wie immer), Tenacious D (extrem blöd, extrem gut) und Flogging Molly (unglaublich tanzbar).

«Manchmal ist eine Zigarre einfach eine Zigarre», soll Sigmund Freud einmal gesagt haben – in Bezug auf den gigantischen Phönix im Bühnenbild von Tenacious D kann man dies schwerlich behaupten. Heidi Happy war offenbar noch nie an einem Openair oder hat zumindest noch nie im Sommer in einem Zelt übernachtet. Denn als sie bei 33 Grad um 13 Uhr auf der Hauptbühne den Samstag eröffnete, bedankte sie sich, dass alle früh aufgestanden seien für ihr Konzert. Das Wetter übrigens war herrlich am Gampel, die Rhone eiszapfenkalt. 8 Grad angeblich. Ein kurzes Bad lohnte sich trotzdem, vorallem wenn man den anderen zuschauen konnte, wie sie schleunigst wieder raussprangen. Und nachts, da ist es am Gampel so, dass nach den Konzerten das Fest erst richtig lanciert ist. In den Clubzelten wird durchgefeiert. Die Walliser nennen das Gampel «iischi Party». Auf Zürideutsch heißt das eben soviel wie «zimli Party».