Blogger und Journalisten im Austausch. Paulo Zenz

Bloggen: Karrieresprungbrett oder sinnloser Zeitvertreib?

Im Rahmen einer Inputveranstaltung der «Jungen Journalisten Schweiz» referierte der Medienexperte Ronnie Grob im Kulturlokal Karussell über die Bedeutung des Bloggens und die Herausforderungen beim Führen eines Blogs.

26. Juni 2013

«Junge Journalisten Schweiz» ist ein Dachverband, die sich an Medienschaffende unter 30 Jahren richtet. Durch regelmässige Inputveranstaltungen versucht die Vereinigung, den Einstieg in die Medienbranche zu erleichtern und den Austausch mit Branchenkennern zu fördern. Am 18. Juni fand im Kulturlokal Karussell eine solche Veranstaltung unter dem Titel «Ich blogge – erst jetzt bin ich?» statt.Medienexperte Ronnie Grob, der seit über zehn Jahren für verschiedene Internetportale wie www.medienwoche.ch oder www.presseverein.ch tätig istund sich durch hitzige Debatten als Medienbeobachter und -kritiker einen Namen gemacht hat, gab Inputs zum Thema Bloggen. Grob, der seit 2007 als freier Journalist in Berlin arbeitet, erklärt, warum die Medienlandschaft Schweiz noch viel von seinem Nachbarland lernen kann.

Blogs als Visitenkarte im Netz

Das Wichtigste eines Blogs sei der Inhalt und damit auch die Qualität der Aussagen. Es gebe hierzulande noch zu wenig qualitativ hochstehende Blogs und auch die Interaktion lasse zu wünschen übrig. Er empfehle, möglichst viele Blogs zu lesen und sich an einer Diskussion zu beteiligen. Dabei müsse man nicht immer neuen Inhalt generieren, es sei auch empfehlenswert, verschiedene Kommentare in seinen eigenen Blog einzubetten oder sich über audiovisuelle Blogs, sogenannte «Vlogs», zu äussern.

Um sich als Journalist zu etablieren, sei es äusserst wichtig, im Internet auffindbar zu sein. Man müsse selber entscheiden, ob man einfach einen Steckbrief oder auch Arbeitsproben von sich ins Netz stellt. Dadurch könne man seine Präsenz im Internet selber steuern. Bevor man jedoch einen Blog initiiert, müsse man bewusst Umfang und Themenschwerpunkte festlegen, um in der Masse an Blogs nicht unterzugehen.

Zudem müsse ein Blog regelmässig aktualisiert werden und somit neue Abonnenten gewinnen, um nicht als tot zu gelten. Denn die Anzahl Abonnenten entscheidet über die Verbreitung eines Blogs, der durch sogenannte RSS-Feeds abonnierbar sein muss.

Kann man Blogs ernst nehmen?

Ein Blog soll Kommentare generieren und somit zur öffentlichen Diskussion beisteuern. Anders als in den Printmedien kann hier ein Journalist seine Meinung, ohne redaktionelle Leitlinien und somit freier äussern. Laut Grob bestehen hier jedoch auch die Gefahren. Es sei wichtig, seine Meinung standhaft vertreten zu können. «Wer Kritik ausübt, muss auch Kritik einstecken können!», warnt Grob. Durch die freie Auswahl an Themen und persönlichen Meinungen müsse man gegenüber Blogs kritisch eingestellt sein und nicht alle per se als Journalismus betrachten.

Somit stellt sich die Frage, wo der Mehrwert eines Blog liegt. Grob äusserst sich dabei gestützt auf seine eigenen Erfahrungen. Man könne von gut geführten Blogs nur profitieren. So mancher Blogger habe so einen Job bei einem grossen Medienunternehmen ergattert. Blogs seien nicht nur Visitenkarten, sondern auch Arbeitsproben eines Journalisten. Man würde dadurch viele Eigenschaften wie Argumentationsfähigkeit und Überzeugungskraft erkennen. Schliesslich relativiert Grob, dass sich das Führen eines Blogs nicht für jedermann eignet. Man müsse sich nämlich immer die Frage stellen: «Habe ich etwas zu sagen und kann ich auch zu meiner Meinung stehen?»

Weiterführende Infos zu «Junge Journalisten Schweiz» unter:www.jungejournalisten.ch