Die Schwestern Mia und Laura sinnen auf Rache. boysareus.ch

Rache mit bitterem Nachgeschmack

Am 14. Mai wird im Rahmen der Filmstelle im Kino Riffraff der Schweizer Film «Boys Are Us» gezeigt. Regisseur Peter Luisi und seine Schauspieler reden über emotionale Gewalt und den Umgang mit Social Media.

13. Mai 2013

Rache ist süss. Das denkt sich die 16-jährige Mia, nachdem sie schon wieder von einem Jungen hintergangen und bitter enttäuscht worden ist. Anstatt den Schmerz weiter in sich hineinzufressen, will sie sich mithilfe ihrer älteren Schwester Laura an der Männerwelt rächen. In der Anonymität eines Internet-Chatportals findet sie ihr Opfer: den 18-jährigen Rekruten Timo. Doch sie hat nicht damit gerechnet, dass sich in ein solches Spiel echte Gefühle mischen können. Und auch Timo weiss bereits, wie es sich anfühlt, im Stich gelassen zu werden.

Für jede Verhaltensweise ein Gesicht

Der neue Schweizer Film «Boys Are Us», der am 14 Mai von der Fimstelle im Kino Riffraff gezeigt wird, trifft den Nerv der heutigen Jugend. Zeitlose Stoffe wie die erste Liebe, Vertrauen und Enttäuschung vermischen sich mit aktuellen Themen wie Internet und Social Media. In der Anonymität und Öffentlichkeit des Internets birgt sich nämlich die Gefahr von emotionaler Gewalt.

Drehbuchautor und Regisseur Peter Luisi ist überzeugt, dass der Ursprung von physischer Gewalt in der psychischen liegt: «Eine grössere emotionale Verletzung wird wahrscheinlich jeder Mensch in seinem Leben erfahren. Dann muss er sich entscheiden, wie er damit umgeht.» Laut Luisi gibt es drei Möglichkeiten: Entweder den Schmerz in sich hineinzufressen, ihn weiterzugeben – so wie Mia es am Anfang der Geschichte in «Boys Are Us» tut – oder darüberzustehen und zu verzeihen. «Im Film habe ich jeder dieser Entscheidungsmöglichkeiten mit den drei Timos ein Gesicht gegeben», verrät er und spielt auf die besondere Erzählweise an: Die Hauptrolle des Timo wird von drei Schauspielern verkörpert. Im ständigen Wechsel wird der Zuschauer mit den verschiedenen Verhaltensweisen konfrontiert. «Es ist eine Challenge für den Zuschauer», meint er, «aber ich finde es spannend, spielerisch mit neuen Methoden zu arbeiten.»

Jungschauspieler konnten sich identifizieren

Spannend war es auch für die Schauspieler. Den Darstellern von Timo wurde nicht vorgegeben, welchen Entscheidungstyp sie verkörpern sollen. Mit viel Freiheiten beim Drehen und dadurch, dass beinahe alle Szenen von jedem der drei gespielt wurden, offenbarten sich erst beim Schneiden des Materials die verschiedenen Verhaltensweisen. «Wir durften jeweils nicht sehen, wie die anderen Timo-Darsteller eine Szene drehten, um uns nicht beeinflussen zu lassen», erklärt Rafael Mörgeli, einer dieser Schauspieler.

Der 20-jährige Geschichts- und Englischstudent (Uni Zürich) spielt in «Boys Are Us» nicht nur seine erste Filmrolle, sondern leistet gleich noch einen Beitrag zum Soundtrack:« Beim Gespräch mit dem Regisseur kam heraus, dass Timo ein Hobby-Musiker ist. Daraufhin habe ich ihm erklärt, dass auch ich Musik schreibe.» Peter Luisi beschloss gleich einige davon in den Soundtrack zu nehmen: «Ich fand seine Lieder unglaublich gut und sie passen thematisch genau zu dem Film.»

Auch Joëlle Witschi, die Darstellerin von Mia, identifizierte sich mit dem Filmthema. «Ich konnte ihre Gefühle aus eigenen Erfahrungen nachvollziehen. Auch wenn ich nie wie sie gehandelt habe», sagt die 18-jährige Lernende Fachfrau Gesundheit. «Ich finde es schade, dass heute die ganze Kommunikation der Jugendlichen über das Internet läuft.» Um diesem Trend gegenzusteuern, benutzt die Jungschauspielerin aus Prinzip keine Social Media wie Facebook.

Schweizer Film an internationalem Wettbewerb

Premiere feierte der Film nicht im Heimatland – sondern am internationalen Filmfestival in Chicago. Dort kam «Boys Are Us» von insgesamt 3600 eingereichten Filmen unter den zwanzig besten in den Hauptwettbewerb. Vier Tage verbrachte Peter Luisi mit drei der Schauspieler in der Metropole, um dem Festival beizuwohnen. Für einen Preis hat es nicht gereicht. Trotzdem sind sie laut Joëlle nicht mit leeren Händen zurückgekommen, sondern «mit vielen Erfahrungen und Erinnerungen». Und Rafael stimmt ihr zu: «Es war interessant, mit filminteressierten Menschen in Kontakt zu kommen, und eindrücklich, dass diese sich für Filme der kleinen Schweiz interessieren.»

In der Schweiz läuft «Boys Are Us» ab dem 9.Mai in den Kinos. Die Filmstelle präsentiert den Film im Rahmen des Themzyklus «Manipulierte Realitäten» am 14. Mai ab 21 Uhr im Kino Riffraff. Weitere Infos unter filmstelle.ch.